"Mehr Geld aus Berlin für Afghanistan"

Berlin. Der afghanische Politiker und Karzai-Kritiker Hadschi Mohammed Mohaqiq fordert die Bundesregierung auf, sich beim Wiederaufbau auch in Zentralafghanistan zu beteiligen. Dort leben rund drei Millionen Angehörige der Hazara, einer seit Jahrhunderten unterdrückten Minderheit

Berlin. Der afghanische Politiker und Karzai-Kritiker Hadschi Mohammed Mohaqiq fordert die Bundesregierung auf, sich beim Wiederaufbau auch in Zentralafghanistan zu beteiligen. Dort leben rund drei Millionen Angehörige der Hazara, einer seit Jahrhunderten unterdrückten Minderheit. "Diese Menschen haben von den Wiederaufbauprogrammen und der internationalen Hilfe wenig profitiert", beklagte gestern der Politiker, der derzeit auf Einladung der Bundesregierung in Deutschland zu Gast ist und selbst der Hazara-Ethnie angehört. Bis 2004 war Mohaqiq Minister in der Karzai-Regierung. Mohaqiq beklagte, dass der Wiederaufbau sich in den vergangenen sieben Jahren fast ausschließlich auf den Süden und Osten konzentriert habe, die Aufmerksamkeit für die Nord- und Zentralprovinzen seien dagegen "gleich null" gewesen. Deutschland, so Mohaqiq, solle sich deswegen mit einer "beträchtlichen Summe" in Zentralafghanistan engagieren, vor allem beim Wiederaufbau der Infrastruktur, Straßen und Brücken, aber auch bei der Stromversorgung und beim Aufbau des Gesundheitssystems. Die Hilfsorganisation Caritas International, eine von nur drei Hilfseinrichtungen vor Ort in Zentralafghanistan, bestätigte die schwierige humanitäre Lage in den zentralen Provinzen, wies aber auch auf die Erfolge beim Wiederaufbau im Norden hin, wo die Bundeswehr derzeit mit 3500 Soldaten stationiert ist. Durch die lang anhaltende Stabilität und die Präsenz vieler Hilfsorganisationen vor Ort seien Fortschritte sichtbar. "Im Vergleich ist Zentralafghanistan bedürftiger als der Norden", sagte Thorsten Hinz, Afghanistan-Referent bei Caritas International. "Die humanitäre Hilfe Deutschlands sollte sich an dem Bedarf orientieren", so der Afghanistan-Referent. "Das Konzept der Bundesregierung, die finanziellen Mittel zum Wiederaufbau ausschließlich in den Norden zu geben, stellen wir in Frage."

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