"Wer Grün wählt, bekommt Grün"

Saarbrücken. Festlegen lässt sich Cem Özdemir nicht so leicht, jedenfalls nicht politisch. Dann schon eher, wenn es um seine legendären Koteletten geht: "Die bleiben dran, auch nach der Bundestagswahl." Ob die Grünen dann mit ihm als neuem Bundesvorsitzenden in Verhandlungen über eine Regierungskoalition treten können, steht noch in den Sternen. Auch mit wem

 Özdemir beim Besuch in der Redaktion.

Özdemir beim Besuch in der Redaktion.

Foto: Daniela Hussong

Saarbrücken. Festlegen lässt sich Cem Özdemir nicht so leicht, jedenfalls nicht politisch. Dann schon eher, wenn es um seine legendären Koteletten geht: "Die bleiben dran, auch nach der Bundestagswahl." Ob die Grünen dann mit ihm als neuem Bundesvorsitzenden in Verhandlungen über eine Regierungskoalition treten können, steht noch in den Sternen. Auch mit wem. Einer Wiederauflage der rot-grünen Koalition räumt er zumindest keine große Chance ein, "das sieht aktuell nicht gut aus". Aber mit der Linken könnte es wohl rechnerisch reichen, doch da gebe es zu wenig Übereinstimmung in den Programmen, als dass eine Zusammenarbeit auf Bundesebene möglich sei. "Die haben den EU-Reformvertrag von Lissabon ja abgelehnt", sagt der Europaabgeordnete empört. Auch bei der Haushaltspolitik und bei der Forderung der Linken nach einem sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan sieht er zurzeit keine Übereinstimmung. "Wie es in Zukunft wird, ist offen, aber 2009 geht es nicht", fügt Özdemir hinzu. Sowieso sei eine Zusammenarbeit auf Landesebene eine andere Sache, sagt Özdemir. "Da geht es weniger um Außenpolitik, sondern um konkrete Gestaltungsspielräume. Da muss man sich fragen: Mit wem geht was?" Das Ende der Lagerzuordnungen erfordere ein "Höchstmaß an verbindlichen Absprachen". "Zugegeben", findet der künftige Grünen-Chef, "das kann den einen oder anderen Wähler schon irritieren." Klar sei jedenfalls: "Wer Grün wählt, bekommt auch Grün - mit einer unverwechselbaren Handschrift." Mit Blick auf die Landtagswahl im Saarland fügt er hinzu: "Wer hier für einen Wechsel ist und gleichzeitig Lafontaine als Ministerpräsident verhindern will, muss dafür sorgen, dass die Grünen so stark wie möglich werden." Das hört der Chef der Saar-Grünen, Hubert Ulrich, gerne. Sein Ziel: "Die CDU-Mehrheit im Land muss gebrochen werden. Nach der Wahl können wir dann entscheiden, ob es Rot-Rot-Grün oder Jamaika wird. "Lafontaine", so Ulrich, "wird jedenfalls nicht der nächste Ministerpräsident im Saarland sein."

Zunächst aber gilt es eine Wahl zu meistern, bei der es um das persönliche Schicksal von Özdemir geht. Der Schwabe steht vor einem Comeback, an das er vielleicht selbst nicht geglaubt hatte. 2002 trat er als innenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion zurück, weil er einen Privatkredit des PR-Beraters Moritz Hunzinger angenommen und dienstlich erworbene Bonus-Flugmeilen privat genutzt hatte. Nun will ihn die Partei Mitte November zum neuen Vorsitzenden küren. Özdemir will sich dem mit dem "nötigen Respekt vor den Delegierten" stellen, denn: "Gewählt ist man immer erst nach der Wahl."

Zur Person

 Özdemir beim Besuch in der Redaktion. Foto: Daniela Hussong

Özdemir beim Besuch in der Redaktion. Foto: Daniela Hussong

 "Gewählt ist man erst nach der Wahl", sagt Özdemir. Foto: Hussong

"Gewählt ist man erst nach der Wahl", sagt Özdemir. Foto: Hussong

 Özdemir beim Besuch in der Redaktion.

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Foto: Daniela Hussong

Cem Özdemir (42) wurde 1965 in Bad Urach (Baden-Württemberg) geboren und ist türkischer Abstammung. Seit 1981 gehört er der Partei der Grünen an. Seit 2004 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments und gehört dem Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten an. Özdemir ist designierter Bundesvorsitzender der Grünen und soll Mitte November auf einem Parteitag ins Amt gewählt werden. jöw

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