Europas neue "Eiserne Lady"

Brüssel. Sie ist die Frau, die Europa auf der Weltbühne Gewicht verleihen will. "Wir sollten ambitioniert sein", sagt die 53-jährige Catherine Ashton. Und dann breitet die britische Baronin drei Stunden lang ihre Vorstellung über eine neue europäische Außenpolitik aus. Es ist der Auftakt zur Anhörung aller 26 künftigen EU-Kommissare vor dem Europäischen Parlament in Brüssel

Brüssel. Sie ist die Frau, die Europa auf der Weltbühne Gewicht verleihen will. "Wir sollten ambitioniert sein", sagt die 53-jährige Catherine Ashton. Und dann breitet die britische Baronin drei Stunden lang ihre Vorstellung über eine neue europäische Außenpolitik aus. Es ist der Auftakt zur Anhörung aller 26 künftigen EU-Kommissare vor dem Europäischen Parlament in Brüssel. Präsident José Manuel Barroso - die Nummer 27 - ist bereits gesetzt. Doch die anderen müssen sich von den Fraktionen befragen lassen. Ashton, die künftige "Außenministerin", macht den Anfang. Und ihr bleibt nichts erspart.Warum sie dem Irakkrieg als Mitglied der damaligen britischen Regierung von Tony Blair zugestimmt habe? "Es stimmt. Auf der Grundlage dessen, was ich wusste, schien mir das die richtige Antwort zu sein. Heute wissen wir es besser." Ob sie wirklich als Aktivistin für eine Abrüstungsbewegung Geld von Warschauer Pakt Staaten angenommen habe? "Was damals richtig war, ist heute nicht mehr richtig." Heute sei wichtig, dass Europa auf das Entstehen neuer Weltmächte angemessen reagiere: "Es gibt große Machtveränderungen, neue Krisen entstehen." Die EU müsse "mit allen wichtigen Akteuren" reden - von den USA über Russland bis hin zur Türkei, zu China, Japan, Kanada und Brasilien. Ashton ist auf dem Weg, Europas mächtigste Frau und neue "Eiserne Lady" zu werden. Einerseits steht sie künftig an der Spitze des diplomatischen Dienstes und nennt sich da "Hohe Beauftragte für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik". Andererseits gehört sie als Vizepräsidentin Barrosos der EU-Kommission an. Dass die Britin demnächst nicht nur Diplomaten, sondern auch Europas Militärs befehligt, spielt sie erkennbar herunter. Am Ende ist klar: Die Kandidatin wird keine Schwierigkeiten haben, von den Parlamentariern unterstützt zu werden. Meinung

Polit-Casting in Brüssel

Von SZ-KorrespondentDetlef Drewes Man stelle sich vor, alle Mitglieder eines Bundeskabinetts müssten sich vor ihrer Vereidigung einem Casting im Bundestag stellen. Genau das findet in dieser Woche in Brüssel statt - und zwar mit offenem Ausgang. Denn wer die Abgeordneten nicht überzeugt, muss damit rechnen, wieder nach Hause geschickt zu werden. Europa mag an vielen Stellen reparaturbedürftig sein. Dieses Instrument aber ist ein Beispiel für parlamentarische Kontrolle und Mitverantwortung. Und die neue "Außenministerin" der EU präsentierte sich durchaus als neue "Eiserne Lady" mit akzeptablen Vorstellungen.

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