Der "Ruck"-Präsident liest wieder Leviten

Berlin. Roman Herzog (Foto: dpa) macht wieder Schlagzeilen. Vor fast elf Jahren, am 26. April 1997, hielt er als Bundespräsident seine berühmte "Ruck"-Rede. "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen", lautete Herzogs Appell an die Deutschen

Berlin. Roman Herzog (Foto: dpa) macht wieder Schlagzeilen. Vor fast elf Jahren, am 26. April 1997, hielt er als Bundespräsident seine berühmte "Ruck"-Rede. "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen", lautete Herzogs Appell an die Deutschen. Dieser Tage meldet sich der 74-Jährige wieder verstärkt zu Wort. Er warnt vor einer "Rentner-Demokratie" und geht hart mit Politikern und Wählern ins Gericht.

Roman Herzog beklagt, dass sich "das Volk nicht bewegt". Eine gewisse Bereitschaft zur Veränderung werde von der Politik nicht aufgegriffen. "Es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren", erklärte der Alt-Bundespräsident gegenüber der "Bild"-Zeitung.

Als Reformbremse hat Herzog die politische Konstellation in Deutschland ausgemacht. Die beiden politischen Lager seien etwa gleich groß. "Das heißt: Jeder falsche Schritt kann die Mehrheit kosten." Daher stünden die Parteien "eher still". Insbesondere einer großen Koalition fielen Reformen schwer. Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) habe es daher zeitweilig etwas einfacher gehabt als seine Nachfolgerin Angela Merkel (CDU).

Schon vergangene Woche hatte Herzog für Schlagzeilen gesorgt. Die Parteien nähmen überproportional Rücksicht auf die Älteren, das seien Vorboten einer "Rentnerdemokratie", wetterte Herzog. "Das könnte am Ende in die Richtung gehen, dass die Älteren die Jüngeren ausplündern", befürchtete der frühere Bundespräsident. Dafür gab es Schelte, von Älteren wie von Jüngeren.

Dazu passend, teilte das Bundesarbeitsministerium gesten mit, dass immer mehr ältere Bundesbürger über das offizielle Rentenalter von 65 Jahren hinaus arbeiten. Die Zahl der Mini-Jobber im Seniorenalter sei seit 2002 um 40 Prozent auf mehr als 702000 gestiegen.

Die Medienoffensive Herzogs, der in den vergangenen Wochen auch mit seiner Forderung nach Änderungen im Wahlrecht von sich reden machte, hat derweil einen konkreten Anlass. Am Donnerstag erscheint das Buch "Mut zum Handeln - Wie Deutschland wieder reformfähig wird", das mehrere Autoren des "Konvents für Deutschland" geschrieben haben. Am 30. April stellen es Herzog und der gegenwärtig vom Parteiausschluss bedrohte frühere Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) in Berlin vor.

Der Konvent bezeichnet sich als überparteilich und unabhängig, Kritiker sehen ihn als neoliberal an. Vorsitzender des Trägervereins ist der frühere BDI-Chef Hans-Olaf Henkel, dem Vorstand gehören neben Clement auch der CDU-Aspirant Oswald Metzger, der Liberale Otto Graf Lambsdorff und Wirtschaftsvertreter an. Vorsitzender des Vorstands ist Roman Herzog. ddp/dpa

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