Amnesty: China "Hinrichtungsweltmeister"

London/Washington. In China werden so viele Häftlinge hingerichtet wie in keinem anderen Land der Welt. Nach Berechnungen von Amnesty International (ai) wurden im vergangenen Jahr in China mindestens 470 Menschen hingerichtet, wie aus einem gestern in London veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation hervorgeht

London/Washington. In China werden so viele Häftlinge hingerichtet wie in keinem anderen Land der Welt. Nach Berechnungen von Amnesty International (ai) wurden im vergangenen Jahr in China mindestens 470 Menschen hingerichtet, wie aus einem gestern in London veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation hervorgeht. Davon seien 68 Exekutionen wegen gewaltloser Straftaten erfolgt, etwa Steuerhinterziehung oder Schmuggel. Amnesty geht nach eigenen Angaben aber in China wie in anderen Staaten von einer großen Dunkelziffer aus. Peking habe für 2007 die Vollstreckung von 470 Todesurteilen eingeräumt. Allerdings gehe die US-Organisation Dui Hua Foundation davon aus, dass es in Wirklichkeit rund 6000 Exekutionen gegeben habe, erklärte ai. Amnesty forderte die chinesische Regierung auf, die Todesstrafe abzuschaffen und umfassend über deren Vollstreckung aufzuklären. Peking bekräftigte in einer Reaktion auf den ai-Bericht, an der Todesstrafe festzuhalten, sie aber zurückhaltender anzuwenden. In Peking sagte ein Sprecher des Außenministeriums, die Zeit für die Abschaffung sei "nicht reif". Der Großteil der Hinrichtungen weltweit geht laut ai auf das Konto einer Handvoll Staaten. Für 88 Prozent aller Hinrichtungen seien 2007 fünf Staaten verantwortlich gewesen - hinter China liegen demnach der Iran mit 317 Hinrichtungen, Saudi-Arabien mit 143, Pakistan mit 135 und die USA mit 42. Der Dalai Lama warf China unterdessen erneut einen "kulturellen Völkermord" in Tibet vor. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter, das sich derzeit in den USA aufhält, wird in der kommenden Woche auch eine Vertreterin der US-Regierung treffen. Der Dalai Lama sagte, da die Himalayaregion nicht von Tibetern verwaltet werde, finde "vorsätzlich oder unabsichtlich eine Art kultureller Völkermord" statt. afp

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