Athen will nach Referendum Verhandlungen „unter Gleichen“

Athen/Brüssel · Die griechische Regierung sieht sich durch das gestrige Referendum über den von den Euro-Partnern geforderten Sparkurs gestärkt für neue Verhandlungen. Teilergebnisse sahen dabei das „Nein“-Lager klar vorn.

Beim griechischen Referendum haben die Kritiker des Sparkurses gestern Abend erste Auszählungsergebnisse bejubelt, die auf einen Erfolg ihres Lagers bei der Volksabstimmung über die Euro-Rettungspolitik hindeuteten. Wie das Innenministerium am Sonntagabend nach Auszählung von 20 Prozent der Stimmzettel mitteilte, votierten 60,5 Prozent der Wähler mit "Nein". Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte seinen Anhängern versprochen, ein "Nein" werde seine Verhandlungsposition gegenüber den Geldgebern stärken. Der griechische Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis sagte gestern nach vorliegen der Zahlen, ein neuer Verhandlungsversuch beginne nun unter gleichen Partnern "und nicht als eine Schuldenkolonie".

Die Opposition und die europäischen Gläubiger aus EU-Kommission, IWF und Europäischer Zentralbank (EZB) warnten, ein "Nein" werde alles noch schwieriger machen. Es könne ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro und sogar aus der EU nach sich ziehen. In der Volksabstimmung ging es um das letzte - inzwischen hinfällige - Angebot der Geldgeber . Es war am 30. Juni abgelaufen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ) wird heute in Paris den französischen Präsidenten François Hollande treffen, um über die Konsequenzen aus dem griechischen Referendum zu beraten.

Die griechische Regierung kritisierte in scharfem Tonfall die Position der internationalen Geldgeber . "Was man mit Griechenland macht, hat einen Namen: Terrorismus", hatte Finanzminister Gianis Varoufakis vor dem Referendum gesagt. Tsipras hatte die Volksabstimmung zur Verärgerung der Geldgeber überraschend angesetzt. Die Verhandlungen gerieten danach in eine Sackgasse. Noch zur Verfügung stehende Hilfsgelder in Milliardenhöhe für das von der Staatspleite bedrohte Land waren am Dienstag verfallen. Ohne neue Hilfskredite droht ein schneller Zusammenbruch der Banken und der Staatsfinanzen.

Unabhängig vom Ausgang des Referendums können die Griechen kaum mit einer schnellen Rettung rechnen. Die Bundesregierung dämpfte Hoffnungen im Euro-Krisenland, zügig frische Hilfsgelder zu erhalten. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU ) schloss am Wochenende ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone nicht aus. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD ) mahnte jedoch vor den Folgen. > e

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