Welterfolg mit doppelten Karten

Ravensburg. Als der Schweizer Heinrich Hurter in den 50er Jahren für seine Enkelkinder in London ein Spiel aus quadratischen Kartontäfelchen bastelte, konnte er nicht ahnen, dass er damit die Grundlage für einen Welterfolg gelegt hatte. Sein Sohn William bot die mit Ausschnitten aus Illustrierten beklebten Kartenpaare dem Ravensburger Spieleverlag an, der damals noch Otto-Maier-Verlag hieß

 "Memory"-Sieger ist, wer aus einer beliebigen Zahl von verdeckt liegenden Kärtchen die meisten Paare herausfischt. Foto: Ravensburger

"Memory"-Sieger ist, wer aus einer beliebigen Zahl von verdeckt liegenden Kärtchen die meisten Paare herausfischt. Foto: Ravensburger

Ravensburg. Als der Schweizer Heinrich Hurter in den 50er Jahren für seine Enkelkinder in London ein Spiel aus quadratischen Kartontäfelchen bastelte, konnte er nicht ahnen, dass er damit die Grundlage für einen Welterfolg gelegt hatte. Sein Sohn William bot die mit Ausschnitten aus Illustrierten beklebten Kartenpaare dem Ravensburger Spieleverlag an, der damals noch Otto-Maier-Verlag hieß. Dazu hatten ihn seine englischen Freunde ermuntert, die von dem "memory-game" fasziniert waren. Der Verlag griff begeistert zu und stellte "Memory" 1959 auf der Nürnberger Spielwarenmesse vor. Dort soll am 4. Februar auch das 50-jährige Jubiläum gefeiert werden.

Das Gedächtnisspiel wurde schnell zum Kassenschlager. Schon im ersten Jahr gingen 8000 Exemplare über den Ladentisch. Bis heute wurde der Klassiker in über 80 Ländern 75 Millionen Mal verkauft. Nebeneinandergelegt würde die Kärtchenreihe achtmal den Globus umrunden. Der Grund für den Siegeszug von "Memory" liegt für den Verlag in dem schlichten und genialen Prinzip. Wer aus einer beliebigen Zahl von verdeckt liegenden Kärtchen je zwei umdreht und die meisten Paare findet, hat gewonnen.

Eine Zeitreise

Zum Geburtstag bringt der Verlag in Deutschland eine Jubiläumsausgabe mit thematischen Bildpärchen von damals und heute heraus. Die Spieler sollen auf eine Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert gehen, denn die Kärtchen zeigen Alltagsgegenstände, etwa eine Schreibmaschine, aus der ein Notebook geworden ist.

Kinder haben die besseren Kärtchen, fand die Psychologin Susanne Wilpers einst heraus: "Je jünger der Kopf, umso leichter fällt das Bilder-Suchspiel", sagt die Professorin der Hochschule Heilbronn.

Warum die Kleinen die Großen locker abhängen, hat mit den Nervenzellen im Gehirn zu tun, die unter anderem für die Merkfähigkeit verantwortlich sind. Bei Kindern sind diese durch wesentlich mehr Synapsen (Schaltstellen) verknüpft. Deren Zahl nimmt ab der Pubertät schrittweise um die Hälfte ab. "Nicht etwa, weil wir dümmer werden, sondern klüger", erläutert Susanne Wilpers. "Ab dem Alter von zwölf oder 13 Jahren weiß unser Gehirn immer besser, mit welchen ,Synapsen-Autobahnen' es am schnellsten vorankommt."

Von dem Spiel mit den doppelten Karten hat der Verlag immer neue Varianten mit zwölf bis 72 Bild-Paaren auf den Markt gebracht. Mehr als 250 verschiedene Ausgaben sind es bisher - für Jung und Alt mit den verschiedensten Motiven vom Pinguin bis zum Picasso. Seit den 80er Jahren zieren auch Lizenzfiguren wie Micky Maus das Gedächtnisspiel.

"Memory" mit Muscheln

Auch wenn der 1982 verstorbene Hurter senior als Vater von "Memory" gilt, war seine Idee nicht neu: Schon im 16. Jahrhundert sollen sich in Japan reiche Geschäftsleute die Zeit mit 180 so genannten Jigai-Muscheln vertrieben haben. Dabei waren die Innenseiten der Muschelhälften mit feinen Zeichnungen versehen.

 "Memory"-Sieger ist, wer aus einer beliebigen Zahl von verdeckt liegenden Kärtchen die meisten Paare herausfischt. Foto: Ravensburger

"Memory"-Sieger ist, wer aus einer beliebigen Zahl von verdeckt liegenden Kärtchen die meisten Paare herausfischt. Foto: Ravensburger

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