Strauss-Kahn beteuert Unschuld

New York. "Schäm' Dich, schäm' Dich" hallt es Dominique Strauss-Kahn entgegen, als er das Gerichtsgebäude im New Yorker Stadtteil Manhattan im dunklen Anzug mit blauer Krawatte verlässt. Die Wut der Zimmermädchen, die hinter der Absperrung auf den ehemaligen IWF-Direktor gewartet haben, ist echt. In ihren Augen ist das "Nicht-Schuldig"-Plädoyer, das DSK eben auf der 13

New York. "Schäm' Dich, schäm' Dich" hallt es Dominique Strauss-Kahn entgegen, als er das Gerichtsgebäude im New Yorker Stadtteil Manhattan im dunklen Anzug mit blauer Krawatte verlässt. Die Wut der Zimmermädchen, die hinter der Absperrung auf den ehemaligen IWF-Direktor gewartet haben, ist echt. In ihren Augen ist das "Nicht-Schuldig"-Plädoyer, das DSK eben auf der 13. Etage des Gerichtsgebäudes abgelegt hat, eine Beleidigung ihrer Kollegin - dem mutmaßlichen Opfer der Strauss-Kahn zu Last gelegten Sexualstraftaten. Der Franzose hat es eilig zu dem schwarzen Geländewagen zu kommen, der ihn zurück in sein vorübergehendes Domizil in den Stadtteil Tribeca bringt. Dort lebt er auf Kaution unter Rund-um-die-Uhr-Beobachtung mit einer elektronischen Fußfessel in einem luxuriösen Haus. Finanziert aus dem erheblichen Vermögen seiner Ehefrau Anne Sinclair, die nach eigenen Worten an die Unschuld ihres Mannes glaubt und ihn zu Gericht begleitete. Das Reden überlässt DSK seinen Anwälten. Nur vor Gericht erklärte er kategorisch: "Nicht schuldig". Starverteidiger Benjamin Brafman spricht von einem "kräftigen Statement". Wenn die Beweismittel geprüft seien, "wird klar werden, dass es in diesem Fall kein Element gewaltsamen Zwangs gegeben hat". Vor dem mit Spannung erwarteten Gerichtstermin hatte die Verteidigung gestreut, sie habe "substanzielle Informationen", die "die Glaubwürdigkeit der Klägerin untergraben". Die Staatsanwaltschaft konterte mit der ebenso vollmundigen Aussage, die Beweise seien erheblich. "Sie wachsen mit jedem Tag, an dem die Ermittlungen voranschreiten." Der Anwalt der 32-jährigen Guineerin, die behauptet, am 14. Mai von Strauss-Kahn in einer Nobelsuite im Sofitel am Times Square sexuell angegriffen worden zu sein, weist die Strategie Brafmans als "Lüge" zurück. "Das war ein schrecklicher sexueller Angriff auf eine unschuldige Frau", erklärt Kenneth Thompson, der verspricht, seine Mandantin werde mit der Staatsanwaltschaft rundum kooperieren. "Sie wird zum Gericht kommen, und sie wird die Wahrheit erzählen. Sie verlangt Gerechtigkeit." Nächster Termin vor Gericht ist der 18. Juli.

Meinung

Eine mutige Strategie

Von SZ-KorrespondentThomas Spang

Dominique Strauss-Kahn setzt in dem Sexualstraf-Verfahren alles auf eine Karte. Statt sich mit der Staatsanwaltschaft auf einen Handel einzulassen, behauptet er kategorisch seine Unschuld. Das mag eine mutige Strategie sein, die darauf abzielt, das mutmaßliche Opfer einzuschüchtern. Oder die einzige Möglichkeit, weil an den Vorwürfen des 32-jährigen Zimmermädchens tatsächlich nichts dran ist. Das Verfahren gegen den ehemaligen IWF-Chef wird Aufschluss darüber geben. DSK fordert mit seinem "Nicht schuldig" den Ehrgeiz der Staatsanwaltschaft heraus. Diese wird nun noch härter versuchen, den mächtigen Franzosen zu überführen. Strauss-Kahn darf nicht mehr auf Nachgiebigkeit beim angestrebten Strafmaß hoffen. Fest steht: Die Öffentlichkeit erwartet ein Spektakel vor Gericht, das mit dem um Michael Jackson und OJ Simpson konkurrieren kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort