Schnäppchen-Zeit in Las Vegas

Las Vegas. In der Welthauptstadt des Überflusses brechen magere Zeiten an. Mit irrwitzigen Hotelbauten, Mega-Casinos und dem funkelnden Lichtermeer am Protz-Boulevard "Strip" wurde die US-Glücksspielmetropole Las Vegas zum Sinnbild verschwenderischen Wohlstands. Nun lassen Wirtschaftsflaute und Rezessionsfurcht die Geldströme versiegen

 Las Vegas bei Nacht. Foto: SZ

Las Vegas bei Nacht. Foto: SZ

Las Vegas. In der Welthauptstadt des Überflusses brechen magere Zeiten an. Mit irrwitzigen Hotelbauten, Mega-Casinos und dem funkelnden Lichtermeer am Protz-Boulevard "Strip" wurde die US-Glücksspielmetropole Las Vegas zum Sinnbild verschwenderischen Wohlstands. Nun lassen Wirtschaftsflaute und Rezessionsfurcht die Geldströme versiegen. Touristen bleiben aus, Hotels entlassen Mitarbeiter, Bauprojekte werden aufgeschoben, Casino-Aktien stürzen an der Börse ab. Der Konjunktur-Schock hat die Glitzerstadt unvorbereitet getroffen. Die alte Faustregel, wonach Glücksspiel eine rezessionssichere Branche sei, erweist sich als Irrglaube.

Das Geld sitzt bei den Zockern nicht mehr so locker wie früher. Im März gingen die Einnahmen aus dem Glücksspiel um fast fünf Prozent zurück. Dabei waren diese Einnahmen in Las Vegas seit 1970 Jahr für Jahr gewachsen, nur nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatten sie um ein paar Promille nachgegeben. Der schillernde Baulöwe Donald Trump hat inzwischen den geplanten Neubau seines zweiten Hotelturms am "Strip" erst einmal auf Eis gelegt. Und das Riesen-Hotel "Mirage", das für seine Gäste allabendlich einen spektakulären künstlichen Vulkanausbruch inszeniert, entließ soeben 440 Mitarbeiter der mittleren Managerebene.

"Diese Konjunkturkrise unterscheidet sich von früheren", sagt der in Las Vegas ansässige Glücksspielanalyst Bill Lerner von der Deutschen Bank. In der Vergangenheit habe Las Vegas Rezessionen praktisch ohne Einbußen überstanden - wohl auch deswegen, weil Zocker gerade in schlechten Zeiten auf Glück im Spiel hofften. "Inzwischen hat Las Vegas aber seine Angebote jenseits des Glücksspiels ausgebaut, viele Besucher sind keine Spieler", sagt Lerner. Nur noch 40 Prozent der Einnahmen werden in Las Vegas durch Glücksspiel erwirtschaftet, der Rest kommt inzwischen von Restaurants, Kur-Hotels, Shows und Nachtclubs. Dort wird die Flaute spürbar.

Marketingexperten arbeiten unter Hochdruck an neuen Einnahmequellen. Hilfe verspricht sich Las Vegas ausgerechnet von der Rekordschwäche des Dollar. Für Touristen etwa aus dem währungsstarken Euro-Raum wird Las Vegas zum Billigziel. "Junggesellenparties in Las Vegas sind inzwischen der absolute Hit bei Australiern oder Briten", sagt Tourismus-Experte Robert LaFleur vom Finanzanalysten Susquehanna Financial Services. Mit dieser Strategie bleiben sich die findigen Unternehmer von Las Vegas treu: Wenn alte Märkte austrocknen, werden schnell neue erschlossen. In der Rezession von 2001 etwa warb die Stadt gezielt um Lateinamerikaner, Afroamerikaner und Homosexuelle - mit Erfolg.

Was den Geschäftsleuten Sorge bereitet, macht den Touristen eher Freude. Es ist Schnäppchen-Zeit in Las Vegas: Das Hotel "Mirage" etwa bietet Zimmer für weniger als 50 Euro pro Nacht an, die Shows am "Strip" verschleudern Karten zum halben Preis.

 Las Vegas bei Nacht. Foto: pm

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