MS Columbus fährt leer durchs Piratengebiet

Hamburg/Neustadt. 246 Passagiere müssen für drei Nächte ihr schwimmendes Urlaubsdomizil verlassen. Der Grund: Befürchtete Piratenüberfälle auf die MS Columbus im Golf von Aden. Damit ist Hapag-Lloyd die erste Reederei, die solche Maßnahmen ergreift

 Die MS Columbus. Foto: dpa

Die MS Columbus. Foto: dpa

Hamburg/Neustadt. 246 Passagiere müssen für drei Nächte ihr schwimmendes Urlaubsdomizil verlassen. Der Grund: Befürchtete Piratenüberfälle auf die MS Columbus im Golf von Aden. Damit ist Hapag-Lloyd die erste Reederei, die solche Maßnahmen ergreift. Geplant sei, die Urlauber und einen Großteil der Besatzung in einem Hafen im Jemen aussteigen zu lassen und zunächst nach Dubai zu fliegen, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Das Schiff soll dann durch die Gewässer zwischen dem Jemen und Somalia fahren, in dem es in den vergangenen Wochen wiederholt zu Piratenüberfällen gekommen ist.

Die Passagiere würden in Dubai in einem Fünf-Sterne-Hotel untergebracht. Nach drei Tagen sollen sie mit einem gecharterten Flugzeug in den Oman fliegen, um wieder an Bord zu gehen. Dort setzt die Columbus ihre Fahrt fort, die über Muscat nach Dubai führt - die Metropole am Persischen Golf bekommen die Urlauber also zwei Mal zu sehen. Den genauen Zeitplan der Aktion nannte der Reedereisprecher nicht. Laut Fahrplan der MS Columbus soll das Schiff heute Hodeidah im Jemen erreichen. In Salalah im Oman wird es am Samstag erwartet.

Geleitschutz gefordert

Die Reederei trat der Darstellung entgegen, die Entscheidung zum Ausschiffen der Passagiere sei vom Kapitän getroffen worden. Richtig sei vielmehr, dass der Beschluss in der Zentrale in Hamburg gefallen sei. Dort habe man sich bei der Bundesregierung um Geleitschutz für das Piratengebiet bemüht - jedoch ohne Erfolg. Die EU wollte am Dienstag mit einem Einsatz gegen Piraten am Horn von Afrika beginnen.

Bereits am Freitag hatte Hapag-Lloyd Kreuzfahrten erklärt, keine Passagiere durch den Golf von Aden zu befördern, solange die Lage dort unverändert ist. Für die Region besteht seit einiger Zeit eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Die MS Columbus befindet sich derzeit auf einer Weltreise. Von Genua in Italien aus führte die Fahrt bislang durch den Suezkanal ins Rote Meer. Weitere Ziele sind Südostasien, Australien und Südamerika.

Andere Reedereien wollen auch künftig keinen Bogen um das Piraten-Gebiet machen, weil sie den international überwachten Seekorridor als sicher einstufen. So plant die Reederei Peter Deilmann keine Evakuierung des Kreuzfahrtschiffes MS Deutschland. Das Schiff kreuzt zurzeit vor den Seychellen östlich von Afrika. Es halte im Golf von Aden einen Abstand von 400 Seemeilen zur Küste Somalias, verstärke bei Bedarf das Brückenwachteam und halte Kontakt zu Marineverbänden. Sollten Urlauber ihre Reise nicht antreten wollen, können sie kostenlos stornieren. dpa

 Die MS Columbus. Foto: dpa

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