Neue CD Vier alte Freunde sollt Ihr sein – Gizmodrome

Saarbrücken · Von Sebastian Dingler

 kul-giz

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Foto: Earmusic

Das Bandkonzept scheint auszusterben: Heute zählt im Rock/Pop-Bereich meist nur der Sänger oder die Sängerin einer Band, während die restlichen Musiker als Staffage dienen und beliebig austauschbar sind.  Früher aber war das anders – damals unterhielten sich Musikliebhaber sogar darüber, welcher Schlagzeuger, welcher Gitarrist oder welcher Bassist besonders interessant und bewundernswert ist. Anfang der Achtzigerjahre standen ganz vorne auf der Liste Level 42-Bassist Mark King, Police-Schlagzeuger Stewart Copeland und King Crimson-Gitarrist Adrian Belew, der davor schon bei den Talking Heads und Frank Zappa gespielt hatte.

Jetzt haben sich diese Drei zu einer Band namens Gizmodrome zusammengeschlossen – früher hätte man von einer „neuen Supergruppe“ gesprochen –, ein Album aufgenommen und eine Tournee an den Start gebracht. Als vierter Mann im Bunde kann der Keyboarder Vittorio Cosma nicht annähernd ähnlich große Reputation aufweisen, was aber hauptsächlich daran liegt, dass er bislang nur in seinem Heimatland Italien aktiv war. Die Zusammenarbeit von Cosma und Copeland soll jedoch die Keimzelle von Gizmodrome gewesen sein; und als Bella Italia rief, eilten King und Belew schleunigst ins dortige Studio. Beide waren auch die Leadsänger in ihren Formationen – die Frage, wer von beiden also den Gesang übernehmen würde, wurde dann überraschend mit Stewart Copeland beantwortet. Bei Police hatte er ja auf dieser Position einen gewissen Sting vor sich.

Um es kurz zu machen: Schön hört sich Copelands Gesang nicht an. Das soll er wohl auch nicht, zählen bei ihm doch der Ausdruck und die Energie, die er in die Stimme legt. Vom Timbre irgendwo zwischen Bruce Springsteen und Lou Reed, röhrt der Amerikaner kräftig ins Mikrofon. Vom Gesamteindruck her ist das schlicht „Gizmodrome“ benannte Album sehr rockig geraten und erinnert somit  wenig an die Herkunft-Bands der Mitwirkenden. Natürlich sind die instrumentalen Fähigkeiten der Protagonisten über jeden Zweifel erhaben. Mark King überrascht dabei mit konventionellem Bass-Spiel, dabei hatten einst Legionen von Bassisten seiner speziellen Slap-Technik nachgeeifert. Belews große Kunst bestand schon immer darin, sich perfekt in den Dienst seiner Band zu stellen, hier macht er auch keine Ausnahme. Copeland wiederum ist seinem energetischen Stil von früher treu geblieben und sorgt fürs Brodeln der wilden Stücke. Alles in allem klingt Gizmodrome nicht wie das öde Alterswerk gesetzter Herren – vielleicht ist ja doch wieder eine Supergruppe entstanden.

Gizmodrome (Earmusic).

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