Abschied des Saarbrücker Generalmusikdirektors Miltons Lebewohl: Sag zum Abschied leise Gershwin

Saarbrücken · Ergreife mich! Aus dem Orchester reckte sich gestisch  eine Hand der schweigenden Solovioline entgegen, sie bittend, beflügelnde Mitte zu werden. Auch weil in der Einleitung zu Beethovens „Violinkonzert in D-Dur“ noch eine gewisse halbseidene Artikulation das Spiel des Saarländischen Staatsorchesters  beherrschte, haftete Arabella Steinbachers Einstieg etwas Mirakulöses an.

 Gab seinen  Abschied in Saarbrücken:  Nicholas Milton, der scheidende Generalmusikdirektor.

Gab seinen Abschied in Saarbrücken: Nicholas Milton, der scheidende Generalmusikdirektor.

Foto: Oliver Dietze

Die Elastizität, mit der sie fortan musizierte, ohne jemals dem „klassischen“ Stolz im Klang naive Weichheit vorzuziehen, färbte unmittelbar auf die Begleitenden ab. Dem Zeitgefühl entrückt, gelang das „Larghetto“ mit seinen harmonischen Verwandlungen; das „Rondo“ erhielt sich seinen zwingenden Impetus bis zum triumphalen Doppelschlag, während Steinbacher die technischen Raffinessen zur lässigen Fingerübung zu degradieren schien. Eine Ysaÿe-Sonate, die unverhohlen „Dies Irae“ anklingen ließ, diente als umjubelte Zugabe.

Dieses 8. Sinfoniekonzert am Montagabend war das Lebewohl für den scheidenden Generalmusikdirektor Nicholas Milton. Er bedankte sich bei seiner „musikalischen Familie“ für „offene Ohren, Feuer und Herzblut“ in den vier Jahren gemeinsamer Arbeit. Zuvor schlüpfte der ewig-verschmitzte Australier für Dvoráks „Sinfonie Nr. 7“ abermals in die Rolle des exzellenten Verwalters am Pult, den jugendlich anmutender Elan wie eine fluffige Wolke umgibt.

Nach Abreus „Tico Tico“ und Gersh­wins „Girl Crazy“ hatte es sich ausgeswingt, das Publikum in der vollbesetzten Congresshalle belohnte Milton und das Orchester mit stehenden Ovationen. Für dieses Konzert – und die vielen davor.

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