Mittelstand Rehlinger gibt bei der Digitalisierung Gas

Saarbrücken · Geredet über die Zukunft der Fertigung ist nach Ansicht von Wirtschaftsministerin Rehlinger genug. Jetzt müssten Taten folgen.

 Zuversichtlich und bester Laune war gestern Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, als sie ihre Pläne für die Digitalisierung der Saar-Wirtschaft erläuterte.

Zuversichtlich und bester Laune war gestern Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, als sie ihre Pläne für die Digitalisierung der Saar-Wirtschaft erläuterte.

Foto: BeckerBredel

Im Wirtschaftsministerium soll Anfang des Jahres eine „Netzwerkstelle Digitalisierung“ eingerichtet werden. Das kündigte gestern Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) anlässlich ihres Sommergesprächs an. Sie soll vor allem auf kleine und mittlere Unternehmen im Land zugehen und sie als Lotse in die digitale Welt begleiten. Außerdem soll die Netzwerkstelle die bereits vorhandenen Kompetenzen bündeln, die bereits bei den Wirtschaftskammern, in der Wissenschaft, der Politik und bei den Vertretern der Beschäftigten, zum Beispiel den Gewerkschaften oder der Arbeitskammer, vorhanden sind.

„Die Netzwerkstelle soll Trends erkennen und zusammen mit den Kooperationspartnern eine ganzheitliche Digital-Strategie für die saarländische Wirtschafts- und Arbeitswelt entwickeln“, sagte Rehlinger. Sie soll auch nicht an der Oberfläche kratzen, „sondern schon in die Tiefe gehen und branchenspezifisch arbeiten – und zwar am Bedarf der Unternehmen orientiert“. Wie die Netzwerkstelle personell besetzt wird und woher diese Leute kommen, ließ die Ministerin offen. Auf jeden Fall soll „mehr als eine Person dort beschäftigt sein“.  

Auch die Wirtschaftsförderung des Landes wird stärker auf die Digitalisierung ausgerichtet. Investitionszuschüsse gab es bislang nur, „wenn Hallen gebaut und Maschinen gekauft wurden“. Künftig sollen  auch Software-Lösungen sowie technische Anlagen und Maschinen, die der Digitalisierung dienen, bezuschusst werden. Voraussetzungen sind, dass die Investition mindestens 25 000 Euro beträgt und Arbeitsplätze geschaffen beziehungsweise gesichert werden. Außerdem will die Landesregierung dafür sorgen, dass alle Gewerbe- und Industriegebiete im Land vordringlich mit schnellen Breitband-Netzen ausgerüstet werden. Darüber hinaus gibt es Geld, wenn Mitarbeiter weitergebildet werden müssen, weil sich die Anforderungen an sie wegen der Digitalisierung ändern. Die Hälfte der Kosten, die durch diese Maßnahmen entstehen, können im Rahmen des Programms „Kompetenz durch Weiterbildung“ übernommen werden. Rund elf Millionen Euro stehen dafür im Fördertopf des Europäischen Sozialfonds (ESF) für die laufende Förderperiode bis Ende 2020 bereit.

Ferner will sich die Wirtschaftsministerin dafür einsetzen, „dass auch die Schulen die Herausforderungen der Digitalisierung offensiv angehen“. Das gelte vor allem für die Berufsschulen und die mehr als 300 dualen Ausbildungsberufe. Hier müssten Bund und Länder enger zusammenarbeiten, damit die Berufsbilder so verändert werden, dass die Lehrlinge „anforderungsgerecht ausgebildet werden“.

Auf der großen politischen Bühne will Rehlinger erreichen, dass eines der neuen Mittelstands-Kompetenzzentren für die Industrie 4.0 „endlich auch ins Saarland kommt“. Inzwischen gibt es bundesweit elf dieser Zentren. Diese haben zum Ziel, „mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe bei der Digitalisierung und Vernetzung sowie Anwendung von Industrie 4.0 bundesweit zu unterstützen“, heißt es beim Bundeswirtschaftsministerium, das die Federführung bei diesen Kompetenzzentren hat. Das Saarland hat keine schlechten Karten. Schon im Februar hatte das Bundesministerium mitgeteilt, dass die nächsten Kompetenzzentren nach Cottbus, Kiel, Magdeburg und Saarbrücken kommen könnten. Die bestehenden arbeiten entweder mit Universitäten oder Forschungseinrichtungen, wie zum Beispiel  Fraunhofer-Instituten, zusammen. Das nächste Kompetenzzentrum ist in Kaiserslautern. Dort tüfteln Forscher und Anwender daran, wie die Fabrik der Zukunft aussehen kann. Firmenvertreter können sich dort  zum Beispiel eine Testfertigung anschauen, um zu sehen, welche Möglichkeiten es gibt.

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