Konkurrenz aus Fernost Günstige Handys erobern den Markt

Egham · Chinesische Anbieter mischen die Branche auf. Smartphones für 300 bis 400 Euro bremsen den Verkauf teurer Geräte.

 Smartphones des chinesischen Herstellers Huawei gehören zu den beliebtesten in der Geräteklasse zwischen 300 und 400 Euro. Solche Geräte reiche den meisten Nutzern völlig aus.

Smartphones des chinesischen Herstellers Huawei gehören zu den beliebtesten in der Geräteklasse zwischen 300 und 400 Euro. Solche Geräte reiche den meisten Nutzern völlig aus.

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Das wachsende Angebot technisch üppig ausgestatteter Smartphones in der mittleren Preisklasse setzt laut Marktforschern das Geschäft mit teuren Telefonen stark unter Druck. Die Geräte für 300 bis 400 Euro hätten viele Funktionen, die man früher nur bei den teuersten Smartphones fand, sagt Roberta Cozza vom Marktforschungsinstitut Gartner. Daher hätten Nutzer kaum einen Grund, sich ein teureres Gerät zuzulegen. Zugleich behielten Nutzer ihre Mobiltelefone immer länger. Derzeit seien es im Durchschnitt 2,6 Jahre und bis 2023 dürfte die Zeitspanne auf 2,8 Jahre wachsen, so das Marktforschungsinstitut.

Im mittleren Preissegment gäben mittlerweile chinesische Anbieter den Ton an, die moderne Technologie günstig anbieten könnten, erklärt Cozza. Der Marktführer der Smartphone-Branche, der südkoreanische Technikkonzern Samsung, stehe dagegen vor den größten Herausforderungen. Für Nutzer von Samsung-Geräten sei es einfach, zu einem anderen Hersteller von Android-Smartphones zu wechseln, so Cozza.

Auch der US-Konzern Apple habe mit einem Rückgang von Verkäufen seiner iPhone-Modelle zu kämpfen. Der Umsatz mit den Geräten sank im Jahresvergleich um 17,3 Prozent auf gut 31 Milliarden US-Dollar (27,7 Milliarden Euro). Nach Berechnungen der Analysefirma IDC ging es bei den Stückzahlen mit einem Minus von 30,2 Prozent auf 36,4 Millionen Geräte noch viel steiler bergab. Ein höherer Durchschnittspreis der verkauften iPhones dürfte die Verluste jedoch abgefedert haben.

Zugleich brauchten auch Anbieter wie Huawei die teuren Geräte, um Forschungsinvestitionen auszugleichen, erklärt Cozza. Ein neuer Anreiz, sich wieder teurere Handys zu kaufen, könne der neueste, schnelle Mobilfunkstandard 5G bieten. Aber nur, wenn Hersteller und Netzbetreiber den Nutzern greifbare Vorteile bieten könnten.

Die teuersten der teuren Geräte stellen derzeit Smartphones dar, die sich zu einem Tablet-Computer aufklappen lassen. Diese Modelle werden nach Ansicht von Gartner noch auf Jahre ein Nischengeschäft bleiben. Im Jahr 2023 dürften 30 Millionen solcher Geräte verkauft werden, prognostiziert die Analysefirma. Damit würden sie auch am Markt der teuren Premium-Modelle nur einen Anteil von etwa fünf Prozent haben. Insgesamt sehen die Marktforscher den jährlichen Smartphone-Absatz in den kommenden Jahren bei rund 1,8 Milliarden Geräten.

Es gibt derzeit nur zwei faltbare Smartphones, das Samsung Galaxy Fold, das rund 2000 Euro kosten soll, und das Huawei Mate X, dass für rund 2300 Euro im Sommer auf den deutschen Markt kommen soll. Der Preis für diese Faltgeräte sei so hoch, dass selbst ein Nutzer, der sich immer so früh wie möglich die neueste Technik zulege, zweimal über einen Kauf nachdenke, sagt Cozza. Sollten die Falt-Smartphones günstiger werden, könnten solche Modelle deutlich mehr Käufer finden, aber nicht in den kommenden zwei, drei Jahren, sagt Cozza. Zugleich rechnet die Gartner-Analystin damit, dass mehr Anbieter faltbare Mobiltelefone auf den Markt bringen, und dabei auch mit verschiedenen Geräteformen experimentieren.

Die Analysten fürchten, dass der Bildschirm und die komplexen Falt-Gelenke für Schwierigkeiten sorgen könnten. Dass diese Befürchtungen berechtigt waren, zeigte sich vor Kurzem, als sich Berichte von Testern häuften, die Samsungs Falt-Smartphone Galaxy Fold bereits vor Verkaufsstart ausprobieren konnten. Viele berichteten davon, dass der Bildschirm des Geräts flackerte oder ganz ausfiel. Daher hat der Konzern die Markteinführung des Geräts nur wenige Tage vor dem Verkaufsstart auf unbestimmte Zeit verschoben. Ursprünglich sollte das Gerät am 26. April in den USA und am 3. Mai in Europa auf den Markt kommen.

Mit einem für den Konzern wichtigen Smartphone-Modell geriet Samsung bereits vor drei Jahren in Schwierigkeiten. Damals war es das Smartphone Galaxy Note 7. Bei einigen der Mobiltelefone entzündete sich der Akku urplötzlich. Die Akkus waren teilweise zu groß für das Gehäuse des Note 7, wie das IT-Portal heise.de erläutert. Die Stromspeicher überhitzten, es kam zu Kurzschlüssen. Samsung musste alle Geräte vom Markt nehmen. Der Rückruf kostete den Konzern laut eigenen Angaben rund 5,3 Milliarden Dollar. Auch dem Ruf des Unternehmens schadete der Vorfall.

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