Ein Einfallstor für Cyber-Kriminelle

Saarbrücken · Sicherheitslücken von Netzwerkdruckern werden häufig übersehen. Das nutzen Hacker immer wieder aus.

 Netzwerkdrucker können Druckaufträge über das kabellose Netzwerk (WLAN) empfangen. Foto: Epson

Netzwerkdrucker können Druckaufträge über das kabellose Netzwerk (WLAN) empfangen. Foto: Epson

Foto: Epson

Vor nicht allzu langer Zeit konnten Drucker fast nichts. Heute sind sie zu weit mehr in der Lage, beispielsweise Druckaufträge über das kabellose Netzwerk (WLAN) zu empfangen, Dokumente zu scannen und Daten auf einer integrierten Festplatte zu speichern. Doch das macht sie wiederum zu potentiellen Angriffszielen für Cyber-Kriminelle.

Diese Sicherheitslücke werde jedoch nicht immer ernst genommen, so Stefan Kitschmer von Hewlett Packard (HP) Deutschland, gegenüber dem Fachmagazin Chip. Computer und Mobilgeräte würden häufig aufwändig geschützt und die Kommunikation zwischen ihnen verschlüsselt, Netzwerkdrucker würden dabei aber oft übersehen. Umfragen scheinen diese Befürchtung zu bestätigen: Laut einer repräsentativen Erhebung, die das Unternehmen Spiceworks im Auftrag von HP durchgeführt hat, sehen nur rund ein Fünftel der IT-Sicherheitsexperten Netzwerkdrucker als Gefahrenquellen.

"Druckersicherheit ist eines der am häufigsten übersehenen Risiken in privaten wie in Firmennetzwerken", bestätigt Vince Font, Sicherheitsexperte beim Internetportal NotebookReview, das sich speziell mit vernetzter Elektronik befasst. Hacker könnten relativ einfach auf ungeschützte WLAN-Drucker zugreifen und so zum Beispiel Druckaufträge oder bereits gedruckte Dokumente abfangen, erklärt Font. Wenn in diesen Dokumenten sensible Daten wie Kontodaten oder Sozialversicherungsnummern zu finden sind, kann der wirtschaftliche Schaden groß sein.

Die Drucker könnten zudem von außen blockiert werden, indem Hacker etwa tausende Druckaufträge gleichzeitig an das Gerät senden, so Font weiter. Im schlimmsten Fall könnten Drucker auch als sogenannte Backdoor (Hintertür) verwendet werden. Über eine solche Hintertür kann Schadsoftware auf Computer oder Mobilgeräte im Netzwerk eingeschleust werden. Mit deren Hilfe können Cyber-Kriminelle dann beispielsweise Daten vom heimischen PC stehlen.

Wie verbreitet diese Sicherheitslücken sind, zeigte der Fall eines Hackers im Februar dieses Jahres. Dabei schleuste der Mann über das Internet eine Datei in über 150 000 ungeschützte Netzwerkdrucker ein, mit deren Hilfe er eigene Botschaften ausdrucken konnte. Nach eigener Aussage wollte der Hacker damit auf die bestehende Sicherheitssituation aufmerksam machen. Ein weiterer Fall ereignete sich Ende April 2017 in Deutschland. Ebenfalls über das Internet hatten sich Kriminelle Zugang zu diversen Druckern an mindestens sieben deutschen Universitäten verschafft und über diese Pamphlete mit rassistischem Inhalt ausgedruckt.

Doch was können Nutzer tun, um ihre Drucker, von denen laut der Fachzeitschrift Computer Bild vor allem ältere Modelle Sicherheitslücken aufweisen, zu schützen? "Es gibt eine Reihe von Dingen, mit denen verhindert werden kann, dass der eigene Drucker zum Eingangstor für Cyber-Kriminelle wird", sagt Vince Font.

Der wichtigste Schritt sei demnach, das heimische WLAN mit dem aktuellen Sicherheitsstandard "Wi-Fi Protected Access 2" (WPA2) zu verschlüsseln und ein sicheres Passwort zu verwenden. Daneben sei es ratsam, in der Druckersoftware die automatischen Updates für den Drucker zu aktivieren. Alternativ können Nutzer den Drucker von Hand auf dem neuesten Stand halten, die aktuelle Software findet sich in der Regel auf der Webseite des Herstellers.

Laut Vince Font bieten die meisten Drucker, die über eine eingebaute Festplatte verfügen, die Option, gespeicherte Daten direkt nach dem Drucken zu löschen. Wer diese Dokumente trotzdem gerne auf dem Drucker gespeichert lässt, müsse die Daten zwingend verschlüsseln. Auch diese Einstellung findet sich oft im Menü des Druckers, sofern dieser die Funktion unterstützt. Nutzer, die ganz auf Nummer sicher gehen wollen, können den Datenspeicher ihres Druckers auch komplett deaktivieren. Werden vom Hersteller jedoch überhaupt keine Updates mehr zur Verfügung gestellt, müssten Besitzer darüber nachdenken, sich ein neues Gerät anzuschaffen, so Vince Font.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort