Straßburger Europaparlament: Plastikhaken hatten ihren Dienst versagt

Straßburg. Gallier sind unbeugsam und - nicht nur für Römer - unschlagbar. Angst haben sie bekanntermaßen nur davor, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Genau das ist den Nachfolgern von Asterix und Obelix nun passiert

 Moderner Bau mit einer schwachen Deckenkonstruktion: Das Straßburger Europaparlament. Foto: dpa

Moderner Bau mit einer schwachen Deckenkonstruktion: Das Straßburger Europaparlament. Foto: dpa

Straßburg. Gallier sind unbeugsam und - nicht nur für Römer - unschlagbar. Angst haben sie bekanntermaßen nur davor, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Genau das ist den Nachfolgern von Asterix und Obelix nun passiert.

Erst knisterte und knackte es, dann brachen die Aufhängungen und 200 Quadratmeter der aufwändigen Deckenkonstruktion im Straßburger Europa-Parlament stürzten auf die darunter liegenden Sitze der Parlamentarier. Dass niemand verletzt wurde, liegt zum einen an der Sommerpause und zum anderen daran, dass sich auch keine Besuchergruppe im Louise-Weiss-Bau befand, jenem Glaspalast, in dem die 785 Abgeordneten der 27 Mitgliedstaaten in Straßburg tagen.

Der Vorfall von vergangenem Donnerstag ist der Verwaltung der EU-Volksvertretung in Luxemburg so unangenehm, dass man bis Mittwoch nicht offiziell darüber informierte. Ein zufällig anwesendes französisches Kamerateam filmte den Schutthaufen und einen völlig aufgelösten Hausmeister, der angstvoll berichtete, auch andere Zwischendecken des 1999 errichteten Gebäudes seien mit den gleichen Haken aus Plastik aufgehängt worden. Dies galt damals als Baustoff der Zukunft.

Damit nimmt ein Gebäude-Skandal seinen Lauf, der bereits vor zwei Jahren begonnen hatte. Damals entschloss sich nämlich das Parlamentspräsidium, entgegen vieler Warnungen zwei bislang geleaste Häuser direkt neben dem größten Parlamentssaal der Welt für 143 Millionen Euro zu kaufen. Die Freude währte allerdings nicht lange. Vor wenigen Wochen kam heraus, dass beide Bauten hochgradig asbestverseucht sind und nun für rund 4,5 Millionen Euro aufwändig saniert werden müssen. Und als ob das auch noch nicht reicht, stellte sich bei ersten Nachforschungen zur Ursache des Deckeneinsturzes heraus: Auch im Brüsseler Parlamentssaal wurde die Deckenkonstruktion mit den gleichen Plastikhaken aufgehängt. Die allerdings halten - bisher jedenfalls.

Unklar war bis gestern, ob das Unglück Auswirkungen auf die parlamentarische Arbeit hat. Seit Montag wird die Decke wieder befestigt, bis zur September-Sitzung soll angeblich alles repariert sein. Das ist auch nötig, denn die derzeit gültigen europäischen Verträge schreiben fest, dass zwölf Sitzungswochen pro Jahr im französischen Straßburg stattzufinden haben.

Ein ulkiger Straßburger Altstadt-Wirt hat bereits das gotische Münster der Elsass-Metropole als Ausweichmöglichkeit empfohlen. Seine Begründung: Dort halte die Decke immerhin seit dem 15. Jahrhundert.

 Moderner Bau mit einer schwachen Deckenkonstruktion: Das Straßburger Europaparlament. Foto: dpa

Moderner Bau mit einer schwachen Deckenkonstruktion: Das Straßburger Europaparlament. Foto: dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort