Kommentar Justitia ist unabhängig

Der Islam gehört zu Deutschland, hat ein Alt-Bundespräsident mal gesagt und die Aufregung war groß. Ähnlich groß ist sie, wenn es heißt: Die Scharia gehört zu Deutschland.

Kommentar: Justitia ist unabhängig
Foto: SZ/Baltes, Bernhard

Wenn es also darum geht, ob islamisches Recht auch in deutschen Gerichten anerkannt werden kann – was gerade wieder geprüft wird. Eine Scharia, die Ehebruch mit Steinigung bestraft, soll hier akzeptiert werden? Das darf nicht sein, werden viele reflexartig rufen. An dieser Stelle stimmt das, klar. Aber nicht überall. Denn es kommt darauf an, die Dinge nicht durcheinander zu werfen. Ja, die Scharia widerspricht in wichtigen Punkten unserer Werteordnung. Unrecht im Namen des Islam hat hier, ebenso wie Terror, keinen Platz. Aber unabhängige Richter prüfen sorgfältig, welche Regeln bei uns doch kompatibel sind. Vielleicht erteilen sie Scharia-Scheidungen bald eine Absage. Aber auch das wäre dann kein Pauschal-Urteil gegen „den Islam“. Justitia trägt eine Augenbinde, weil sie ohne Vorverurteilung richtet. Sie verteidigt uns. Aber sie mahnt auch, genau hinzuschauen. Auch wir sollten das tun, bevor wir aufschreien.

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