Japan droht der Super-Gau - Merkel ändert den Atomkurs

Tokio/Berlin. Die sich dramatisch zuspitzende Nuklearkatastrophe in Japan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einer Kurskorrektur in der Atompolitik veranlasst. Sie verkündete gestern ein dreimonatiges Moratorium für die im Herbst beschlossene Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke

Tokio/Berlin. Die sich dramatisch zuspitzende Nuklearkatastrophe in Japan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einer Kurskorrektur in der Atompolitik veranlasst. Sie verkündete gestern ein dreimonatiges Moratorium für die im Herbst beschlossene Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke. Dies bedeutet, dass zwei ältere deutsche Meiler in Kürze vom Netz genommen werden: das Atomkraftwerk Neckarwestheim 1 in Baden-Württemberg und das Kernkraftwerk Isar I in Bayern. Zudem geht der südhessische Atommeiler Biblis A im Juni für eine Revision vom Netz. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagte, er gehe davon aus, dass, was in Folge des Moratoriums einmal vom Netz sei, nicht wieder ans Netz gehe. Merkel sagte: "Damit kein Zweifel entsteht: Die Lage nach dem Moratorium wird eine andere sein als die Lage vor dem Moratorium." Sie will heute mit den Ministerpräsidenten der Länder mit Atommeilern sprechen.Die Techniker im Atomkraftwerk Fukushima liefern sich derweil einen dramatischen Wettlauf mit der Zeit: In drei Reaktoren des 400 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen AKW droht eine Kernschmelze, wie die Regierung gestern einräumte. Mit einer Kernschmelze steigt die Gefahr, dass der Druckbehälter beschädigt und hochgradig radioaktives Material aus dem Reaktor-Inneren freigesetzt wird. Bei einer Wasserstoff-Explosion wurde gestern das Gebäude des Reaktors 3 zerstört, sieben Arbeiter wurden verletzt. Im Reaktor 2 könnte die Kernschmelze bereits begonnen haben, erklärte der Betreibert Tepco. > Seiten A 2, A 3, B 1 und B 2: Berichte, Seite A 4: Meinung dpa

Hintergrund

Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, hat angesichts der Atomkatastrophe vor Panik und der Einnahme von zusätzlichem Jod gewarnt. Dies sei gesundheitsschädlich, könne zu Schilddrüsenerkrankungen führen. Durch die Einnahme von Jodtabletten werde zwar die Speicherung von radioaktivem Jod verhindert. Die Einnahme solle aber nur auf behördliche Anweisung erfolgen, wenn eine radioaktive Wolke direkt über Deutschland stehe, teilten die Apothekenverbände mit. dpa

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