EU-Parlament bremst Riesen-Laster aus

Brüssel/Straßburg · Für Spediteure sind Gigaliner reizvoll, weil sie mehr Fracht transportieren können. Auch der Bundesverkehrsminister befürwortet sie. Doch das EU-Parlament verbietet den Einsatz über die Grenzen.

 Der König der Straße – zumindest, was die Länge betrifft: Der Gigaliner ist über 25 Meter lang und bis zu 40 Tonnen schwer. Neben ihn passen sechs VW Golf. Fotos: dpa; Montage: SZ

Der König der Straße – zumindest, was die Länge betrifft: Der Gigaliner ist über 25 Meter lang und bis zu 40 Tonnen schwer. Neben ihn passen sechs VW Golf. Fotos: dpa; Montage: SZ

Der Bundesverkehrsminister ist derzeit nicht gut auf Brüssel zu sprechen. Für seine umstrittenen Pläne einer Pkw-Maut kassiert er in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen eine Abfuhr. Und nun sperren die Mitgliedstaaten auch noch die Grenzen für ein weiteres Lieblingsprojekt von Alexander Dobrindt : Die überlangen Lkw "Gigaliner " dürfen definitiv nicht im grenzüberschreitenden Verkehr eingesetzt werden. Einzige Ausnahme: Zwischen zwei Nachbarländern, die beide den Einsatz auf nationaler Ebene erlaubt haben, ist die Fahrt gestattet. Da Deutschland aber bis 2016 nur einen Testbetrieb auf 120 Straßen-Abschnitten mit 10 150 Kilometer genehmigt, müssen die Riesen-Lkws dort stoppen, wo früher Schlagbäume standen.

Das Europäische Parlament in Straßburg bestätigte gestern einen Beschluss seiner Verkehrsexperten, den zuvor auch schon die zuständigen EU-Minister gefasst hatten. "Sie sind zu lang und zu schwer und gefährden die Sicherheit auf unseren Straßen", bilanzierte der SPD-Europa-Abgeordnete Jo Leinen die Entscheidung, die nicht bei allen auf Zustimmung traf. "Ich bin enttäuscht", sagte die liberale Verkehrsexpertin in der europäischen Volksvertretung, Gesine Meißner, "dass die kompromisslose Ablehnung von längeren Lkw deren möglichen europaweiten Einsatz weiter verhindert. Hier wurde eine Chance verpasst."

Mit 25,75 Metern Länge sind die Gigaliner gut sieben Meter länger als gängige Lkws, obwohl sie über das gleiche Gesamtgewicht von 40 Tonnen verfügen. Für Spediteure gelten sie als wirtschaftlich sehr interessant, wie auch die Bundesanstalt für Straßenwesen in einem Gutachten 2014 feststellte. Da die Lang-Laster mit mehr Volumen beladen werden können, ergebe sich ein "Kostenvorteil in Höhe von circa 16 Prozent im Vergleich zum konventionellen Lkw", stellten die Experten fest. Zwei Fahrten dieser Gigaliner ersetzen demnach "etwas mehr als drei Fahrten per konventionellem" Truck. Außerdem spare ihr Einsatz "bis zu 25 Prozent Sprit", betont der Verkehrsminister. Und auch der oft behauptete höhere Erhaltungsaufwand für Straßen sei nicht feststellbar gewesen.

Auch wenn die Bundesregierung im nächsten Jahr den Regelbetrieb der Lang-Lkw erlauben sollte, ist noch nicht absehbar, ob diese dann ihre Vorteile ausspielen können. Mehrere Bundesländer weigern sich, die Trucks zuzulassen. In allzu viele Nachbarstaaten werden sie auch nicht fahren können, denn nur die Niederlande und möglicherweise Belgien stehen dem Einsatz der Gigaliner positiv gegenüber. Frankreich, Luxemburg, Österreich, Polen sowie weitere mittel- und osteuropäische Staaten lehnen die Schwerlast-Riesen ab.

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