Krankenhaus-Studie Auf der Intensivstation wird das Personal knapp

Berlin · Die Deutsche Krankenhausgesellschaft sieht wachsende Probleme bei der Stellenbesetzung, vor allem im Pflegebereich. Ein Grund: Das Image-Problem.

 Jede zweite Klinik hatte im Vorjahr Probleme, Personal für die Intensivstation zu finden. (Symbolbild)

Jede zweite Klinik hatte im Vorjahr Probleme, Personal für die Intensivstation zu finden. (Symbolbild)

Foto: dpa/Patrick Seeger

Die Versorgung der Patienten auf den Intensivstationen ist nach einer neuen Studie der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) „objektiv gut“. Aber der Personalmangel wird zunehmend zum Problem. Hier die wichtigsten Fakten:

Wie ist die aktuelle Situation?

Mit Stand 2015 kamen auf eine Pflegekraft im Schnitt 2,2 Intensiv­patienten pro Schicht. 44 Prozent der Pflegemitarbeiter sind Fachkräfte. Beides entspricht ungefähr den Empfehlungen von Experten. Demnach soll zum Beispiel das Zahlenverhältnis zwischen Pflegekraft und Intensivpatienten bei 1:2 liegen. Die durchschnittliche Anzahl der Intensivplätze liegt bei 20 Betten pro Krankenhaus. Ihre Auslastung betrug 2015 rund 80 Prozent.

Wo drückt der Schuh am meisten?

Nach Einschätzung von DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum ist die insgesamt gute Situation „kein Anlass zur Entwarnung“. Laut Studie hat der Mangel an Pflegekräften im Intensivbereich deutlich zugenommen. Waren 2011 bundesweit „nur“ 1200 Stellen unbesetzt, so hat sich diese Zahl inzwischen auf 3150 vakante Stellen fast verdreifacht. Damit hatte Ende 2016 bundesweit mehr als jedes zweite Krankenhaus (53 Prozent) Schwierigkeiten, Pflegestellen auf Intensivstationen zu besetzen. Dieses Problem nehme seit 2008 deutlich zu, heißt es in der Untersuchung.

Wie steht es um die ärztliche Versorgung auf der Intensivstation?

Auch hier gibt es Personal-Engpässe, die allerdings weniger stark ausgeprägt sind als bei den Pflegekräften. Nach den Empfehlungen von Experten sind für acht bis zwölf Betten im Intensivbereich sieben Arztstellen zuzüglich des Leiters und seiner Vertretung erforderlich. Diese Zielmarke werde nur in den großen Kliniken erreicht, heißt es in der Studie. Mittlere und kleinere Häuser kämen dagegen nicht oder nur annähend auf diese Zahl. Insgesamt fast jede dritte Klinik (29 Prozent) hatte Ende 2016 Schwierigkeiten, Ärzte für den Intensivbereich zu finden. Bundesweit sind es derzeit 600 offene Stellen.

Welche Konsequenzen zieht die Krankenhausgesellschaft?

Für DKG-Präsident Thomas Reumann hat der Pflegeberuf nach wie vor ein Image-Problem: „Wir müssen aufhören, den Beruf der Pflege schlecht zu reden.“ Anderen Untersuchungen zufolge sind es allerdings die Pflegekräfte selbst, die einen hohen Arbeitsdruck und eine vergleichsweise wenig attraktive Bezahlung in ihrem Job beklagen. Letzteres sieht auch Reumann als Problem. Daher sei es „an der Zeit, dass Politik und Kostenträger“ – also Bund, Länder und die Krankenkassen – „ihre Verantwortung für die Pflegekräfte übernehmen“. Wer mehr Personal und Personaluntergrenzen fordere, müsse auch die Refinanzierung sichern.

Gab es Reaktionen im Saarland?

Auch die Arbeitskammer des Saarlandes sieht Handlungsbedarf. „Personaluntergrenzen zur Verbesserung der Pflegequalität sind alternativlos“, erklärte Hauptgeschäftsführer Thomas Otto. Das Saarland sei mit seiner Planung „auf dem richtigen Weg“.

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