Zoll-Bilanz 2018 „Schlucker“, Schmuggler, heiße Ware

Frankfurt · Ob Doping, Drogen oder Bargeld: Die Bilanz des Hauptzollamts Frankfurt zeigt, dass Schmuggel noch immer Konjunktur hat. Zunehmend auch per Post.

 Bargeld-Schnüffelhund Aki von der Zoll-Dienststelle am Flughafen Frankfurt macht sich über sichergestellte Euro-Geldscheine her. Immer häufiger sind die Zöllner mittlerweile allerdings in Postzentren im Einsatz.

Bargeld-Schnüffelhund Aki von der Zoll-Dienststelle am Flughafen Frankfurt macht sich über sichergestellte Euro-Geldscheine her. Immer häufiger sind die Zöllner mittlerweile allerdings in Postzentren im Einsatz.

Foto: dpa/Arne Dedert

Der Tatort Internet stellt auch die Mitarbeiter des Zolls vor neue Herausforderungen. „91 Prozent der Aufgriffe kamen aus dem Postzentrum“, sagte Albrecht Vieth, Direktor des Hauptzollamts Frankfurt, gestern bei der Vorstellung der Zoll-Bilanz 2018. Dabei seien auch viele Sendungen für den ausländischen Markt bestimmt.

So entdeckten Zoll-Mitarbeiter im vergangenen Jahr ein „Darknet-Paket“ mit mehr als tausend Pflastern, die mit dem Betäubungsmittel Fentanyl präpariert waren. „Das ist ein hochwirksames Mittel, hundertmal stärker als Morphin“, sagte Vieth. Weitere Ermittlungen hätten dann zur Festnahme einer 21 Jahre alten Frau in Kanada geführt – so wie Verbrechen kennen eben auch Ermittlungen keine Grenzen.

Ganz besonders häufig lohnt sich der Einsatz im Postzentrum offenbar, wenn es um verbotene Dopingmittel oder Medikamente oder Produktfälschungen geht. So wurden im vergangenen Jahr bei mehr als 19 000 Aufgriffen fast 1,5 Millionen Tabletten und Ampullen sichergestellt, meist im Postverkehr. Hinzu kamen dann noch 374 Aufgriffe von 117 000 Tabletten-Dopingmitteln – ein Sportler wurde gar mit mehr als 1000 Anabolikatabletten erwischt.

„Es ist schon schlimm, dass für viele ein günstiges Produkt, das man per Mausklick bestellt, immer noch eine Alternative ist zum zuverlässigen Produkt auf Rezept oder aus der Apotheke des Vertrauens“, kommentierte Vieth. Zumal nicht immer garantiert sei, dass es sich um echte oder unschädliche Medikamente handele. In mehr als 500 Fällen etwa hätten die Zöllner im vergangenen Jahr gefälschte Potenzmittel sichergestellt.

Doch auch wenn ein großer Teil der sichergestellten Schmuggelware im vergangenen Jahr nicht bei der Kontrolle von Reisenden oder ihres Gepäcks, sondern in Postsendungen gefunden wurde: „Das bedeutet nicht, dass wir andere Kontrollen vernachlässigen“, sagte Vieth.

So stießen die Zöllner im vergangenen Jahr auf 83 Drogenkuriere, darunter 13 sogenannte „Schlucker“, die das Rauschgift im eigenen Körper transportierten. Insgesamt wurden bei Kontrollen von Passagieren, Fracht und Post gut sieben Tonnen Drogen gefunden – wie schon im Vorjahr spielte die am Horn von Afrika und in Teilen des Nahen Ostens beliebte Kaudroge Khat mit 4791 Kilogramm eine große Rolle.

Bemerkenswert war der Anstieg des sichergestellten Kokains – die Menge stieg von 94,3 Kilogramm 2017 auf 139 Kilogramm im vergangenen Jahr. Darunter waren laut Vieth auch zahlreiche Einzeltäter, die versuchten, ein bis zwei Kilogramm Kokain einzuschmuggeln. Noch etwas war bei diesen Tätern auffällig: „Weit über 50 Prozent waren für Frankfurt oder das Rhein-Main-Gebiet bestimmt.“

Häufig ist Schmuggelware, die in Frankfurt bei Kontrollen festgestellt wird, nämlich auf der Durchreise und der Frankfurter Flughafen als internationales Drehkreuz nur eine Zwischenstation. So war es etwa bei dem größten Fall der 2018 in Frankfurt aufgegriffenen „Schlucker“. Ein 60 Jahre alter Mann aus Guatemala und sein 32 Jahre alter Sohn erreichten Frankfurt auf einem Flug aus Mexiko und wollten weiter nach Barcelona. Bei einer Überprüfung der beiden stellte sich heraus, dass der Vater ein Kilogramm Kokain geschluckt hatte, in Magen und Darm des Sohnes befanden sich Päckchen mit insgesamt 340 Gramm. Das sei der größte Einzelfund bei „Schluckern“ am Frankfurter Flughafen im vergangenen Jahr gewesen.

Andere Schmuggler setzten nicht so sehr auf große Mengen, sondern auf raffinierte – wenn auch nicht immer erfolgreiche Tarnung. „Manche haben sich richtig Mühe gegeben“, räumte Zollsprecherin Christine Straß ein. So wurden in zwei Baseballs, die aus Venezuela nach Pakistan geschickt wurden, 80 Gramm Kokain versteckt. Und auch speziell präparierte Schokokugeln, die statt süßer Füllung Rauschgift enthielten, zeugten von erheblicher Fantasie der Schmuggler.

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