Wirtschaftskontakte zu Russland Putin setzt auf die deutsche Wirtschaft

Sotschi · Ein Treffen im Kreml mit Vertretern aus 22 Unternehmen soll als Vorbereitung für weitere Aufträge dienen.

 Russlands Präsident Wladimir Putin will mit Hilfe deutscher Unternehmen die russische Wirtschaft modernisieren.

Russlands Präsident Wladimir Putin will mit Hilfe deutscher Unternehmen die russische Wirtschaft modernisieren.

Foto: dpa/Evgenia Novozhenina

Die deutsche Wirtschaft in Russland hofft, dass es nach dem mutmaßlichen Auftragsmord an einem Georgier im Berliner Tiergarten nicht zu neuen Sanktionen gegen das Land kommt. Am Freitag traf sich Kremlchef Wladimir Putin in Sotschi am Schwarzen Meer mit zahlreichen Konzernchefs und Wirtschaftsvertretern aus Deutschland. Es geht um den Ausbau von Handelsbeziehungen und konkret um weitere Aufträge.

Auch für Russland haben Handelsbeziehungen zu Deutschland eine große Bedeutung. Davon geht der Chef der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer (AHK), Matthias Schepp aus. Solche Beziehungen seien auch während politischen Konflikten wichtig. Das Treffen der deutschen Manager mit der Kreml-Führung zeige auf, wie wichtig Putin der Kontakt zu deutschen Unternehmern auch in politisch schwierigen Zeiten nehme, so Schepp. Er warnte zugleich davor, aus dem jüngsten Mordfall voreilige Schlüsse zu ziehen. Deutschland hatte zuletzt als Folge der Ereignisse zwei russische Diplomaten ausgewiesen, weil Moskau aus Sicht der Ermittler zu wenig bei der Aufklärung des Verbrechens mithilft. Nach ersten Erkenntnissen soll ein Auftragsmörder auf einem Fahrrad den georgischen Staatsbürger im Berliner Tiergarten erschossen haben.

Die Politik hat bereits wegen des Ukraine-Konflikts Sanktionen gegen Russland erlassen. Trotz dieser Strafmaßnahmen gibt es aber Felder, auf denen eine Zusammenarbeit möglich ist. „Auch in der schwersten Zeit des Kalten Krieges hat sich die deutsche Wirtschaft als stabilisierender Faktor in den Beziehungen beider Länder erwiesen“, sagte Schepp in einer Einschätzung der Lage. „Immer neue Sanktionen führen nicht zu einer Lösung der tiefen Spannungen und der Konfrontation“, betonte er. „Mit keinen Unternehmern aus sonst irgendeinem Land trifft sich Präsident Putin so regelmäßig und in einem so exklusiven Format wie mit den deutschen“, sagte Schepp.

An dem Gespräch, zu dem Putin jedes Jahr einlädt, sollen Vertreter von insgesamt 22 Unternehmen teilnehmen, darunter dem Vernehmen nach etwa Siemens, das international zahlreiche Aufträge umsetzt. Für Siemens geht es um neue Projekte in der Turbinenproduktion. Der Konzern will in der praktischen Umsetzung der Aufträge auch russische Unternehmen berücksichtigen. Die neuen Turbinen sollen im Rahmen der Modernisierung von Kraftwerken zum Einsatz kommen. Insgesamt haben deutsche Unternehmen im ersten Quartal 2019 rund 1,76 Milliarden Euro in Russland investiert, was einem neuen Rekord entspricht.

An dem Treffen im Kreml nahm auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben teil. Die Liste mit den Teilnehmern wurde nicht veröffentlicht. Auch über die Inhalte der Unterredung wurde zunächst nichts öffentlich bekannt. Nach Angaben des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft soll bei dem Treffen auch der für den kommenden Montag geplante Gipfel in Paris zur Lösung des Konflikts in der Ostukraine Thema sein. Die deutsche Wirtschaft hat bereits einen europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt zum Wiederaufbau der vom Krieg betroffenen Region vorgeschlagen.

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