Kollateralschaden im Handelsstreit US-Strafzölle bedrohen Europas Süden

Rom/Madrid · Auch wenn sich der Handelsstreit zwischen der EU und den USA am deutsch-französischen Flugzeugbauer Airbus entzündet hat, könnten Spanien und Italien besonders darunter leiden.

 Italienischer Parmesan und spanisches Olivenöl könnten in den Vereinigten Staaten bald deutlich teurer werden. 

Italienischer Parmesan und spanisches Olivenöl könnten in den Vereinigten Staaten bald deutlich teurer werden. 

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

Parmesan ist in Italien ein Heiligtum, seine Herstellung gleicht einer Religion. Er wird seit Jahrhunderten nach dem gleichen Verfahren produziert. Nur ausgewählte Erzeuger in der Region um Parma, Modena, Reggio Emilia und Bologna dürfen die großen, goldenen Laibe herstellen. Doch Parmesan ist nicht bloß Identität und Nationalstolz. Er ist auch ein Exportschlager und – wie der gesamte Nahrungsmittelsektor in Italien – ein enormer Wirtschaftsfaktor.

Umso schlimmer also, dass US-Präsident Donald Trump den König aller Käsesorten bedroht. Wegen illegaler EU-Subventionen für den Flugzeugbauer Airbus haben Die USA Strafzölle angekündigt. Die EU droht im Gegenzug wegen Subventionen für den US-Luftfahrtkonzern Boeing mit zusätzlichen Abgaben. Der Handelskrieg spitzt sich zu. Das hat vor allem in Italien Unruhe ausgelöst. Denn die USA wollen auf die Käsesorten Parmigiano Reggiano und Grana Padano künftig einen Strafzoll von 25 Prozent erheben.

Statt wie bisher 2,15 Dollar sollen auf das Kilo Parmesan nun sechs Dollar Zoll gezahlt werden, rechnet das Parmesan-Konsortium vor. Amerikaner müssten dann nicht mehr 40 Dollar pro Kilo zahlen, sondern 45 Dollar (etwa 41 Euro). Die Befürchtung ist, dass der Absatz in Amerika leidet. Die USA sind für den Verkauf von Parmesan immerhin der zweitwichtigste Exportmarkt Italiens, pro Jahr werden rund 10 000 Tonnen Käse dorthin geliefert. Nur Frankreich kauft mit 11 000 Tonnen noch mehr.

„Wir sind verbittert, weil es ungerechtfertigt einen der stärksten Sektoren unserer Wirtschaft trifft“, sagt Nicola Bertinelli, Präsident des nationalen Parmesan-Konsortiums. „Italien hat nichts mit Airbus zu tun und muss nun eine wirklich unsinnige Rechnung zahlen.“ Betroffen sind neben Parmesan auch gekochter Schinken, Salami und Campari.

Die italienische Regierung ist entschlossen, das Nationalheiligtum zu verteidigen. Nicht umsonst bekam US-Außenminister Mike Pompeo bei seinem Besuch in Rom diese Woche ein großes Stück Käse „Grana d‘Oro“ in die Hand gedrückt. Premierminister Giuseppe Conte erklärte, die Causa verlange die „maximale Aufmerksamkeit der Regierung“, da die Zölle „uns sehr weh tun können“.

Bei einem „Parmigiano Day“ in Bologna protestierten unlängst Milch-Produzenten. In den letzten Wochen reisten Käse-Delegationen in die USA, um das Unglück abzuwenden. Außenminister Luigi Di Maio erklärte: „Unser Schinken und unser Parmesan sind die Ferraris der Gastronomie. Sie sind die besten der Welt, und ich bin sicher, dass die Amerikaner Lust darauf haben, sie zu essen.“

„Gerettet“ sind dagegen andere Champions der italienischen Küche: Auf Parma-Schinken, Büffelmozzarella oder Prosecco werden keine zusätzlichen Zölle erhoben. Auch italienischer Wein und italienisches Olivenöl blieben außen vor.

In Spanien sieht es anders aus. Dort ist das beliebte „Aceite de Oliva“ betroffen. Das Olivenöl wird in Spanien vor allem in Andalusien produziert. Von den gut 400 Millionen Euro, die Spanien 2018 für den Export von Olivenöl in die USA kassierte, gingen 80 Prozent in die Region im Süden des Landes. Dort haben Olivenöl und Oliven traditionell eine riesige wirtschaftliche und soziale Bedeutung. Entsprechend groß war der andalusische Aufschrei nach Bekanntwerden der Nachricht von den US-Strafzöllen.

Die regionale Arbeitsministerin Rocío Blanco warnte, der erwartete Rückgang der Ausfuhren werde viele Unternehmen hart treffen und die Arbeitslosenrate, die dort bereits bei mehr als 21 Prozent liegt, weiter ansteigen lassen. „Ich weiß nicht, wie lange viele der betroffenen Firmen die Folgen aushalten können“, sagte sie.

(dpa)
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