Warum ein Schwarzer nicht in Verdun rappen darf

Paris · Nach Druck der Rechtspopulisten hat der Bürgermeister von Verdun das Konzert eines schwarzen Rappers abgesagt. Black M sollte am Rande der Feiern zum hundertsten Jahrestag der Schlacht von Verdun auftreten.

"Man muss dem Radikalismus die Stirn bieten", sagte Samuel Hazard nach seiner Wahl zum Bürgermeister von Verdun 2014. Welche radikalen Kräfte sich zwei Jahre später gegen ihn richten würden, wusste der 37-jährige Sozialist damals noch nicht. Massenweise Hass-Anrufe in seinem Rathaus, Bedrohungen gegen ihn selbst - all das erlebte Hazard vergangene Woche. Grund war die Einladung an den schwarzen Rapper Black M, nach der offiziellen Gedenkfeier zum hundertsten Jahrestag der Schlacht von Verdun Ende Mai vor tausenden Jugendlichen aus Deutschland und Frankreich aufzutreten. Eine Entscheidung, die viele junge Franzosen mit Begeisterung aufnahmen, ist Black M doch einer der beliebtesten Rapper des Landes. Doch rechtspopulistische und nationalkonservative Kreise machten so lange Druck, bis Hazard am Freitag das Konzert absagte.

Der rechtsextreme Blog "Fdesouche" hatte einen Text des Musikers aufgespürt, in dem er Frankreich als "Land der Kouffar", der Ungläubigen, bezeichnet. Die Formulierung wird heute vom Islamischen Staat benutzt, der ursprüngliche Text stammt allerdings aus dem Jahr 2010. Der rechtspopulistische Front National (FN) griff das Wort aber schnell auf, um eine Absage des Konzerts von Black M zu fordern. "Das ist eine Missachtung der Geschichte, der Opfer, der Jugend", erklärte der dem FN nahestehende Bürgermeister von Béziers, Robert Menard.

Vor allem in den sozialen Netzwerken richtete sich die Aggression gegen Hazard, dessen Facebook-Account gestern nicht zugänglich war. Der Bürgermeister sei am "Rande eines Burn Outs", zitierte die Zeitung "Le Monde " seine Mitarbeiter. "Er war unerhörtem Druck, Gewalt, Hass ausgesetzt", beschrieb Präsident Francois Hollande die Kampagne gegen den früheren Geschichtslehrer, der vor allem rassistische Kommentare zu hören bekam.

Auf Facebook meldete sich auch Black M zu Wort, der als Mitglied der Gruppe Sexion d'Assaut schwulenfeindliche Texte mit verantwortete, für die er sich aber später entschuldigte. Auf 22 Zeilen nahm Alpha Diallo, wie Black M wirklich heißt, am Freitagabend zur Absage seines Konzerts Stellung. "Ich, Alpha Diallo, Kind der Republik und stolz es zu sein, möchte mich mit dieser Mitteilung gegen die Hassbotschaften abgrenzen", schreibt der 31-Jährige über einem Schwarz-Weiß-Foto, das seinen Großvater zeigt. Der gehörte zu den Senegalschützen, jenen Westafrikanern, die an der Seite Frankreichs im Zweiten Weltkrieg kämpften. "Dieselben Senegalschützen, die auch bei der Schlacht von Verdun dabei waren", bemerkt Diallo.

Er sei deshalb sehr stolz gewesen über die Einladung, am Rande der Gedenkfeiern der Schlacht von Verdun aufzutreten. Weitere Äußerungen zu dem Streit um sein Konzert, das nach den offiziellen Feiern mit Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel am 29. Mai geplant war, werde es nicht geben. "Eine schöne Lektion für die Rassisten, die die Absage des Konzerts durchsetzten", kommentierte die frühere Kulturministerin Aurelie Filippetti die Worte von Diallo.

Bürgermeister Hazard musste sich nach seiner Absage Vorwürfe gefallen lassen, er habe dem Front National nachgegeben. "Wir sind die Opfer einer völlig enthemmten Faschistenszene", sagte die schwarze ehemalige Staatssekretärin Rama Yade im Fernsehen. "Verdun wird 100 Jahre später zum Symbol der Zerrissenheit der französischen Gesellschaft."

Und die konservative Politikerin Valérie Pechesse schlug überraschend vor, Black M doch die Nationalhymne in Verdun singen zu lassen. "Das wäre ein schönes Zeichen der nationalen Einheit gewesen."

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