Turbulenzen belasten den Flughafen Saarbrücken

Saarbrücken. Die Nachricht schlug gestern ein wie eine Bombe. Der ehemalige Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack, dem unter dem langjährigen Finanzminister Peter Jacoby (CDU) eine hervorragende Amtsführung bescheinigt wurde, soll Flughafen-Chef Friedhelm Schwan ablösen, obwohl dieser noch bis Mitte 2013 einen Vertrag hat. Der Handlungsdruck scheint enorm zu sein

 Führungskraft ist am Flughafen Saarbrücken notwendiger denn je. Unser Bild zeigt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei einem Besuch am Airport mit dem amtierenden Chef Friedhelm Schwan (links) und dem ehemaligen Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack, der Schwan ablösen soll. Foto: Becker & Bredel

Führungskraft ist am Flughafen Saarbrücken notwendiger denn je. Unser Bild zeigt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei einem Besuch am Airport mit dem amtierenden Chef Friedhelm Schwan (links) und dem ehemaligen Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack, der Schwan ablösen soll. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. Die Nachricht schlug gestern ein wie eine Bombe. Der ehemalige Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack, dem unter dem langjährigen Finanzminister Peter Jacoby (CDU) eine hervorragende Amtsführung bescheinigt wurde, soll Flughafen-Chef Friedhelm Schwan ablösen, obwohl dieser noch bis Mitte 2013 einen Vertrag hat. Der Handlungsdruck scheint enorm zu sein. Alfred Staudt, Chef der Gewerkschaft Verdi, die am Flughafen zahlreiche Mitarbeiter vertritt, bringt es auf den Punkt: "Der fairen und kompetenten Zusammenarbeit, die wir seit vielen Jahren mit Herrn Wack haben, sei es in Fällen wie Schlecker oder Praktiker, trauen wir mehr zu als seinem Vorgänger am Flughafen." Gleichzeitig bescheinigt Staudt dem erst seit wenigen Wochen amtierenden neuen Aufsichtsratschef des Flughafens, Staatssekretär Jürgen Barke (SPD), dieser habe "sehr schnell Kompetenz und Entscheidungswillen bewiesen. "Der räumt dort oben endlich auf."Vor Ort herrscht Alarmstimmung. Die ansässigen Reisebüros befürchten eine weitere Abwanderung von Kunden und Flügen nach Zweibrücken sowie anderen Airports. 2011 sind die Passagierzahlen zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Rund 465 000 Menschen sahen den Airport noch als ihre erste Adresse an. Schwan prognostiziert für 2012 dagegen 530 000 Fluggäste und einen neuen Passagierrekord. Glauben wollen das nur noch wenige. Zumal Schwan, der gestern nicht zu sprechen war, auch als ein Hindernis für die Flughafenkooperation zwischen Saarbrücken und Zweibrücken im Rahmen eines "Saar-Pfalz-Airports" gilt. Letzterer bekäme auch eine neue Geschäftsführung, der Schwan jedoch nicht mehr angehören soll. Einem Flughafenchef Wack wird zumindest zugetraut, vorurteilsfreier solche Kooperations-Gespräche mit Rheinland-Pfalz zu führen. Doch selbst die Kooperation rückt in immer weitere Ferne. Die Ereignisse überschlagen sich gerade. Sowohl Aufsichtsratschef Barke als auch Wirtschaftsminister Heiko Maas (SPD) bezweifeln inzwischen, ob für Saarbrücken überhaupt Vorteile überwiegen, die auch Verdi-Chef Staudt zwingend voraussetzt. "Saarbrücken muss Charter, Linie und Fracht anbieten", so Staudt. Wenn Wack und alle Beteiligten jedoch zu der Erkenntnis gelangten, dass es nicht genug strategische Vorteile für den Saar-Airport gibt, dann müsse man von einer Kooperation eben wieder Abstand nehmen, sagt Staudt. Der Austausch einer Geschäftsführung und zu erwartende Vorteile für Zweibrücken seien ja wohl keine ausreichenden Gründe. Barke will offen in die nächsten Gespräche mit Rheinland-Pfalz im August gehen. Während unklar bleibt, welche Linien- und Charterverbindungen Saarbrücken wirklich braucht, um attraktiver zu werden. Und: Welche Rolle soll Schwan spielen? Eine Strategie könnte sein, dass sich Letzterer, der über hervorragende Kontakte in die Luftfahrtszene verfügt, auf die Rolle eines Beraters zurückzieht. Dann könnte ein anderes Mitglied der Geschäftsführung stärker organisatorische Abläufe übernehmen. Was Linien betrifft, mahnt ein "alter Hase" im Geschäft zur Eile an. Manfred Tuillier, der seit 1970 in der Reisebranche arbeitet und seit 27 Jahren ein Reisebüro leitet, gibt zu bedenken, dass die Sommerkataloge der großen Reiseveranstalter für 2013 schon im Oktober erscheinen. Die Gespräche mit Airlines und Hotels liefen auf Hochtouren, während niemand sagen könne, was 2013 noch von Saarbrücken aus angeboten werde. Tuillier meint: "Ein neuer Flughafenchef würde am besten morgen anfangen." "Ein neuer Flughafenchef in Saarbrücken würde am besten schon morgen anfangen."

Manfred Tuillier, Reisexperte

Meinung

Der Reisende entscheidet

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Der Flughafen Saarbrücken steckt in einer tiefen Krise. Dabei interessiert es den Reisenden nicht, wer der beste Flughafenchef ist. Der Linienflieger und Urlauber entscheidet nach der Attraktivität der Preise, der Flugzeit und der schnellen Erreichbarkeit des Zieles. Mallorca übt nicht umsonst einen so großen Anreiz auf Saarländer aus, weil man bei der kurzen Anreise einen Urlaubstag gewinnt. Der Flughafen Saarbrücken hat jedoch in den vergangenen Jahren gerade bei Urlaubsflügen viele "Federn" lassen müssen, zahlreiche Ziele an Konkurrenten verloren. Das ist die Hauptbaustelle für den Flughafenchef, wer es auch immer ist. Er muss mehr Verhandlungsgeschick mit den Airlines und Reiseveranstaltern zeigen, noch stärker unterstützt vom Land. Denn es ist zu klären, warum so viele Veranstalter Saarbrücken meiden. Liegt es an den Landegebühren? Oder hat es andere Gründe? Dies zu klären und Mängel im Sinne der Reisenden zu beheben ist noch wichtiger als eine Flughafenkooperation um jeden Preis.

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