Tod unter Wasser

Moskau. Die Havarie eines Atom-U-Boots in Russland hat Erinnerungen an die Katastrophe der "Kursk" vor acht Jahren wachgerufen: Der schwere Zwischenfall ereignete sich am Samstagabend bei der russischen Marine. 20 Menschen - 17 Mitarbeiter der Hersteller-Werft und drei Soldaten - erstickten auf der Test-Fahrt eines U-Boots der Klasse Nerpa im Japanischen Meer

Moskau. Die Havarie eines Atom-U-Boots in Russland hat Erinnerungen an die Katastrophe der "Kursk" vor acht Jahren wachgerufen: Der schwere Zwischenfall ereignete sich am Samstagabend bei der russischen Marine. 20 Menschen - 17 Mitarbeiter der Hersteller-Werft und drei Soldaten - erstickten auf der Test-Fahrt eines U-Boots der Klasse Nerpa im Japanischen Meer. 21 Menschen wurden verletzt. An Bord des Nerpa-U-Bootes (Nato-Klasse Akula 2) befanden sich zum Unglückszeitpunkt 208 Menschen. Radioaktivität sei nicht ausgetreten, erklärte Flottensprecher Igor Dygalo.

Nach dem plötzlichen Auslösen der Feuerlöschanlage sei das Kältemittel Freon ausgetreten. Die vorderen Sektion des Bootes waren wegen des irrtümlichen Feuer-Alarms verriegelt, so dass niemand fliehen konnte. "Diejenigen, die sich nach dem Unglück auf diesem Teil des U-Boots befanden, konnten einfach nicht mehr atmen", erklärt der Moskauer Chemie-Experte Lew Fjodorow im Radio. Das Gas Freon hat die Funktion, im Fall eines Brandes den Sauerstoff zu beseitigen. Eigentlich trägt jeder U-Boot-Fahrer ein Atemschutzgerät bei sich, mit dem man zehn Minuten Überleben kann, heißt es in Medienberichten. Doch wurde vor dem Einlass des geruchlosen Freon-Gases vom U-Boot-Kommandeur offenbar die Alarm-Sirene nicht betätigt, so dass die Menschen im vorderen Teil des U-Bootes gar nicht wussten, was vor sich ging.

Strafverfahren eingeleitet

Wie ein Vertreter des Ermittlungskomitees bei der russischen Staatsanwaltschaft erklärte, wurde ein Strafverfahren wegen Fahrlässigkeit mit Todesfolge eingeleitet. Wie Flottenchef Wladimir Wysotzki, der gestern in der Unglücksregion eintraf, mitteilte, war das Nerpa-U-Boot "technisch vollständig in Ordnung". Man hätte nur einmal durchlüften müssen.

Das Nerpa-U-Boot ist für 73 Mann Besatzung vorgesehen. Es kann 600 Meter tief tauchen und 100 Tage autonom arbeiten. Wie die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti unter Berufung auf indische Presseberichte mitteilte, begann der Bau des Nerpa-U-Bootes auf der Fern-Ost-Werft Komsomolsk am Amur bereits 1991. Wegen fehlender staatlicher Mittel wurde der Bau dann eingestellt, Jahre später dann wieder aufgenommen. Das U-Boot soll für 650 Millionen Dollar im Leasing-Verfahren an Indien verkauft werden und den Namen Chakra tragen. Offizielle russische Stellen bestreiten den Leasing-Plan kategorisch.

Nach dem Unglück auf dem U-Boot Kursk, bei dem im August 2000 alle 118 Besatzungsmitglieder starben, wurde die russische Rettungstechnik modernisiert. Die Mini-U-Boote Mir1 und Mir2, die bis zu 4000 Meter tief tauchen können, wurden auf den neuesten technischen Stand gebracht. Außerdem kaufte Russland in England zwei unbemannte Rettungs-U-Boot der Marke "Scorpio". Doch wie zahlreiche Zwischenfälle in den letzten Jahren zeigen, bleibt das Leben auf den russischen U-Booten gefährlich. Meist war unsachgemäßes Verhalten des U-Boot-Kommandeurs, mangelhafte Rettungs-Technik und andere technische Fehler die Ursache von Katastrophen. Im September 2006 fiel eine von einem U-Boot gestartete strategische Bulawa-Rakete, die im Rahmen einer Übung eigentlich mehrere tausend Kilometer weit fliegen sollte, wenige Minuten nach dem Start ins Wasser.

Im gleichen Monat brach auf dem Atom-U-Boot Heiliger Daniil ein Brand aus, bei dem zwei Soldaten starben. Im August 2003 sank das Atom-U-Boot K-159 in der Barentssee.

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