Schwacher Euro stärkt deutschen Aufschwung

Frankfurt/Saarbrücken. Die anhaltende Sorge über die europäische Schuldenkrise hat den Euro gestern auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gedrückt. Der Wert der Gemeinschaftswährung fiel zeitweilig bis auf 1,22 Dollar - so wenig war der Euro seit April 2006 nicht mehr wert

Frankfurt/Saarbrücken. Die anhaltende Sorge über die europäische Schuldenkrise hat den Euro gestern auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gedrückt. Der Wert der Gemeinschaftswährung fiel zeitweilig bis auf 1,22 Dollar - so wenig war der Euro seit April 2006 nicht mehr wert. Derweil setzte sich bei den Anlegern an den europäischen Finanzmärkten die Erkenntnis durch, dass die Euro-Schwäche den Exporten nutzt. Dies sei "ein riesiges Konjunktur-Programm für die deutsche Industrie", erklärte Börsen-Analyst Heino Ruland. Am deutschen Aktienmarkt zählten denn auch Papiere von Export-orientierten Konzernen wie BASF, Daimler und Adidas im Handelsverlauf zu den Gewinnern.

Auch die saarländische Wirtschaft sieht positive Auswirkungen des schwachen Euro. Joachim Malter (Foto: bub), Hauptgeschäftsführer der Vereinigung saarländischer Unternehmensverbände, erwartet Vorteile für Firmen, die ihre Produkte überwiegend in den USA und anderen Staaten mit Dollar-Währung verkaufen. Dazu zählten vor allem Maschinenbauer und Auto-Hersteller sowie deren Zulieferer. Nachteile entstünden jedoch beim Einkauf von Importkohle und Erz. Heiko Klingen von der Industrie- und Handelskammer Saar sagte zur SZ, der niedrige Währungskurs verteuere den Import von Autos, was die deutsche Fahrzeug-Industrie stütze. Zugleich lobte Klingen das schnelle und entschlossene Handeln der Politik, um den Euro möglichst zu stabilisieren und eine weitere Finanzkrise zu verhindern.

Die Bundesregierung warnte derweil vor Diskussionen über die positiven Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur. Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans sagte, "Debatten dieser Art" seien nicht sinnvoll. Sowohl die Euro-Zone als auch die EU wollten das Vertrauen in die Gemeinschaft und in den Euro stärken. Der Vorsitzende der Euro-Gruppe, Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker, äußerte sich besorgt über den rapiden Verfall des Währungskurses. Am Abend berieten die Finanzminister der Euro-Zone über Maßnahmen, um die Währung zu stabilisieren. Dabei geht es vor allem um mehr Haushalts-Disziplin der Euro-Länder und schärfere Regeln für die Finanzmärkte. dpa/ts/afp

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