Modellklasse mit "Deutsch-Garantie" in Berlin

Berlin. Auf dem Hof der Gustav-Falke-Grundschule im Berliner Stadtteil Wedding tummeln sich trotz des miesen Herbstwetters lachend und schreiend die Schüler. Mehr als 300 sind es insgesamt - neun von zehn Kindern haben hier ausländische Wurzeln

Berlin. Auf dem Hof der Gustav-Falke-Grundschule im Berliner Stadtteil Wedding tummeln sich trotz des miesen Herbstwetters lachend und schreiend die Schüler. Mehr als 300 sind es insgesamt - neun von zehn Kindern haben hier ausländische Wurzeln. Das soll sich bald ändern: Mit einem einzigartigen Modellprojekt, einer kleinen, top ausgestatteten Klasse mit "Deutsch-Garantie", will Schulleiterin Karin Müller auch deutsche Mittelschichtkinder aus dem angrenzenden Berlin-Mitte für die Schule gewinnen. Nur gut deutsch sprechende Kinder sollen die Klasse besuchen. Neben ein paar kritischen Stimmen, die vor Abgrenzung durch "Elite-Klassen" warnen, wächst die Zustimmung für das ungewöhnliche Projekt im Problem-Kiez. Während im armen Wedding im früheren Westen vor allem Migranten leben, Billigketten sich an Telefonshops reihen, liegen südlich der Bernauer Straße in Mitte die schön sanierten Altbauten. Hier wohnen vor allem deutsche Mittelschichtfamilien, die bislang einen weiten Bogen um die Weddinger Schulen machten. Genau bei diesen Eltern trommelt Müller nun seit Monaten mit ihrem Kollegium für das Projekt. Sie wirbt in Kitas, sucht das Gespräch mit Elterninitiativen, veranstaltet Infoabende. "Wir haben die Eltern ganz konkret gefragt, was sie sich von ihrer Schule wünschen. Und genau das bieten wir nun an", sagt Müller. Konkret heißt das: Eine Klasse mit höchstens 24 statt der üblichen 28 Kinder. Einen zusätzlichen Naturwissenschafts-Schwerpunkt, elektronische Tafeln und Englisch schon von der ersten Klasse an. Für die Zulassung muss ein Deutsch-Test bestanden werden - zudem wurde mit den Eltern vereinbart, dass die Hälfte der Schüler deutscher Herkunft sein wird. Rückenwind kommt aus der Berliner Politik, und der Landeselternausschuss empfiehlt das Konzept auch anderen Schulen in sozialen Brennpunkten, damit sich die Schülerschaft sozial durchmische. Im November zeigt sich, ob das Engagement belohnt wird - dann ist Erstklässler-Anmeldung.

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