Luftangriff verschärft Lage in Afghanistan

Kundus/Berlin. Durch einen von der Bundeswehr befohlenen Luftangriff auf zwei von den Taliban entführte Tanklaster sind im Norden Afghanistans Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden mehr als 50 Aufständische getötet, von afghanischer Seite wurden höhere Zahlen genannt

Kundus/Berlin. Durch einen von der Bundeswehr befohlenen Luftangriff auf zwei von den Taliban entführte Tanklaster sind im Norden Afghanistans Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden mehr als 50 Aufständische getötet, von afghanischer Seite wurden höhere Zahlen genannt. Eine Eskalation dieses Ausmaßes hat es in dem Verantwortungsbereich der Deutschen in Afghanistan laut Ministerium noch nicht gegeben. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) verteidigte den Einsatz. Gerade im Raum Kundus herrsche eine "besonders kritische Situation". Von einem Krieg will Jung weiter nicht sprechen: "Das ist die völlig falsche Wortwahl, da Krieg Zerstörung bedeutet." Die Bundeswehr befinde sich in einem Stabilisierungseinsatz, erklärte ein Ministeriumssprecher: "Es handelt sich zugegeben um einen recht robusten Einsatz."

An der Behauptung des Ministeriums, es seien keine Zivilisten ums Leben gekommen, kamen im Laufe des Tages Zweifel auf. Medienberichten zufolge ist diese Darstellung nicht aufrechtzuerhalten. Die Nato dränge die Bundeswehr dazu, ihre Informationspolitik diesbezüglich zu ändern, hieß es. Zudem kündigte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen eine umfassende Untersuchung der Vorfälle an.

Mit dem vom deutschen Isaf-Kommandeur ("Ein ausgesprochen besonnener Offizier") befohlenen Luftangriff ist möglicherweise ein Selbstmordattentat auf das deutsche Lager bei Kundus verhindert worden, sagte der Parlamentarische Verteidigungsstaatssekretär Thomas Kossendey (CDU). Deshalb sei die Bundeswehr so "intensiv vorgegangen". Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, der Fall zeige, "wie schwierig und gefährlich die Lage in Afghanistan ist". Nach Meinung von Linken-Chef Oskar Lafontaine wird die Lage "immer desolater". und Meinung dpa/ddp

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