Nordkorea treibt Atomwaffenbau voran

Peking. Nordkorea will dem Ausbau seines Atomwaffenarsenals wieder einen Schritt näher gekommen sein. Wissenschaftlern sei es gelungen, Uran anzureichern, meldete am Freitag Pjöngjangs offizielle Nachrichtenagentur KCNA. Auch die vorhandenen Plutoniumbestände würden derzeit waffenfähig gemacht

Peking. Nordkorea will dem Ausbau seines Atomwaffenarsenals wieder einen Schritt näher gekommen sein. Wissenschaftlern sei es gelungen, Uran anzureichern, meldete am Freitag Pjöngjangs offizielle Nachrichtenagentur KCNA. Auch die vorhandenen Plutoniumbestände würden derzeit waffenfähig gemacht. Laut KCNA sind die Angaben in einem Schreiben enthalten, das Nordkoreas Botschafter bei den Vereinten Nationen am Donnerstag dem Uno-Sanktionsausschuss übergeben hat. Das Gremium hatte Auskünfte über Nordkoreas Atomwaffenprogramm verlangt, nachdem vor einem Monat eine nordkoreanische Lieferung von Panzerfäusten und Granatwerfermunition an den Iran aufgeflogen war. Die im Juni verabschiedete Resolution 1874, mit der die Weltgemeinschaft auf Pjöngjangs zweiten Atomwaffentest am 25. Mai reagiert hatte, verbietet Nordkorea die Fortsetzung seines Nuklearprogramms und jegliche Waffenexporte. Doch Diktator Kim Jong-il, der in den vergangenen Wochen mehrere versöhnliche Signale gesendet hatte, sieht sich an den Uno-Beschluss nicht gebunden. "Wir sind für beides bereit: Dialog und Sanktionen", zitierte die KCNA aus Pjöngjangs Brief. Wenn der Sicherheitsrat Nordkorea mit Sanktionen unter Druck setzen wollte, müsse er im Gegenzug mit einem "Ausbau der atomaren Abschreckung" rechnen. "Die experimentelle Anreicherung von Uran ist erfolgreich durchgeführt worden und nähert sich ihrer Vollendung", heißt es in dem Bericht. Eine unabhängige Überprüfung der Nuklearaktivitäten ist nicht möglich, da das Land im April alle internationalen Inspekteure ausgewiesen hat. Sollten die Angaben zur Urananreicherung jedoch stimmen, könnte Nordkorea bald die Möglichkeit haben, sein Atomwaffenarsenal stark auszubauen. Bisher hatten Pjöngjangs Wissenschaftler nur Plutoniumbomben konstruiert. Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass Nordkorea 30 bis 50 Kilo Plutonium besitzt, was für den Bau von maximal zehn Sprengköpfen reichen würde. Die USA werfen Nordkorea seit 2002 vor, ein Urananreicherungsprogramm zu verfolgen. Experten erwarten allerdings, dass Nordkorea noch mehrere Jahre brauchen würde, um genügend Uran für die Herstellung von Atomwaffen anzureichern. In Südkorea kritisierte ein Außenministeriumssprecher Pjöngjangs jüngste Erklärung und sagte, seine Regierung werde "energisch und stetig mit Nordkoreas Drohungen und Provokationen umgehen". Auch der US-Sondergesandte für Nordkorea, Stephen Bosworth, bezeichnete die Meldungen als besorgniserregend. Meinung

Bald atomares Franchising?

Von Bernhard Bartsch Kim Jong-il hat wieder angebliche Einblicke in sein Atomlabor gegeben. Forschern soll es gelungen sein, hochangereichertes Uran herzustellen. Damit hebt Pjöngjang die Bedrohung auf eine neue Ebene. Denn wenn das stimmt, könnte Nordkorea in ein paar Jahren in der Lage sein, ein beachtliches Atomwaffenarsenal aufzubauen. Da das Land über natürliche Uranvorkommen verfügt, erhöht es seine Aufrüstungskapazitäten. An denen könnte Kim auch andere Länder teilhaben lassen, etwa den Iran. Die Drohung, ein atomares Franchising aufzubauen, spricht Kim zwar nicht offen aus, aber indirekt macht er deutlich, dass er sich nicht an Regeln hält, die er nicht selbst aufgestellt hat.

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