In der Überzahl, aber nicht obenauf

Für so manchen Mann muss es beängstigend gewesen sein. Über eine Million Frauen demonstrierten am 19. März 1911 in Europa für ihre Rechte. Vor allem wollten sie eines - wählen dürfen. Für viele Herrn der Schöpfung unvorstellbar. "Angezettelt" hatte den Internationalen Frauentag, der seit 1921 am 8. März begangen wird, eine Deutsche: die Sozialistin Clara Zetkin

Für so manchen Mann muss es beängstigend gewesen sein. Über eine Million Frauen demonstrierten am 19. März 1911 in Europa für ihre Rechte. Vor allem wollten sie eines - wählen dürfen. Für viele Herrn der Schöpfung unvorstellbar. "Angezettelt" hatte den Internationalen Frauentag, der seit 1921 am 8. März begangen wird, eine Deutsche: die Sozialistin Clara Zetkin. Seither hat sich für Frauen viel verändert. Sie tragen Hosen, verdienen Geld, spielen Fußball, fliegen ins All und steigen in die höchsten politischen Ämter auf. Deutschland wird von einer Frau regiert, ebenso das Saarland. Doch von einer Gleichstellung von Frauen und Männern kann trotzdem noch nicht die Rede sein. Zum heutigen Weltfrauentag wirft die SZ anhand von Zahlen des Statistischen Amtes Saarland einen Blick auf die Situation der Frauen im Saarland.

Frauen in der Überzahl: 51,3 Prozent der Menschen im Saarland sind Frauen. Die leichte "Übermacht" des weiblichen Geschlechtes schlägt sich aber erst in den höheren Altersgruppen nieder, vor allem bei den über 65-Jährigen. Im Saarland werden - entsprechend einem weltweiten Phänomen - seit 60 Jahren mehr Jungen als Mädchen geboren.

Immer weniger Frauen verheiratet: 44 Prozent der saarländischen Frauen waren im Jahr 2011 verheiratet - zwei Prozent mehr als bundesweit. Ledig waren 33 Prozent, im Vergleich zu 38 Prozent im Bund. Verwitwet waren 14 Prozent (elf Prozent im Bund).

Mehr Erfolg in der Schule: Im Saarland waren 55 Prozent der Abiturienten im Jahr 2011 weiblich. Von den Schülern, die einen Hauptschulabschluss machten, waren lediglich 43 Prozent Mädchen, von denen, die ohne einen Abschluss die Schule verließen, nur 35,5 Prozent. Insgesamt erreichten mehr junge Frauen als Männer höhere Schulabschlüsse: Während 73 Prozent der Mädchen einen mittleren oder höheren Schulabschluss nachweisen konnten, war dies bei nur 64 Prozent der Jungen der Fall.

Weniger Studentinnen: Der größere Erfolg in der Schule schlägt sich nicht in der Zahl der Studentinnen an den saarländischen Hochschulen nieder. 26 864 Studierende waren zu Beginn des Wintersemesters 2011/2012 eingeschrieben, davon 49 Prozent Frauen. Ebenso fiel ihr Anteil bei den Studienanfängern aus. Der Anteil der Professorinnen ist in den letzten Jahren zwar angestiegen, er ist aber nach wie vor sehr gering: Lediglich 19 Prozent der Professoren im Saarland sind Frauen.

Keine berufliche Gleichstellung: Frauen verdienen im Saarland nach wir vor deutlich weniger als Männer. So betrug 2011 der Bruttomonatsverdienst einer Frau in Vollzeitbeschäftigung 2979 Euro, der eines Mannes 3728 Euro. Mehr als die Hälfte der Frauen im Saarland war in Teilzeit tätig, während es bei den Männern weniger als zehn Prozent waren. 29 Prozent der Frauen arbeiteten im Niedriglohnsektor bis 700 Euro Nettoeinkommen, aber nur knapp zehn Prozent der Männer. 68 Prozent der Männer haben einen Nettoverdienst von mindestens 1500 Euro pro Monat - dieser Anteil ist mehr als doppelt so hoch wie bei den Frauen.

Höhere Armutsgefährdung: 17,1 Prozent der Frauen im Saarland sind armutsgefährdet, bei den Männern 14,1 Prozent. Insbesondere jüngere Frauen von 18 bis 25 Jahren (26,2 Prozent) und Frauen ab 65 Jahren (18,5 Prozent) sind betroffen. Sie müssen mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der deutschen Gesamtbevölkerung auskommen.

Weniger Frauen in Parlamenten: In den saarländischen Parlamenten sind Frauen trotz steigender Tendenz noch immer unter-durchschnittlich vertreten. So sind im Landtag mittlerweile 39 Prozent der Abgeordneten Frauen, 2004 waren es noch 33 Prozent. In den Kommunalparlamenten lag der Frauenanteil nach der Kommunalwahl 2009 im Vergleich zu 2004 unverändert bei etwas mehr als einem Fünftel (21 Prozent).

Frauen leben gesünder: Im Saarland war 2009 die Hälfte aller Frauen normalgewichtig, aber nur 37 Prozent der Männer. Als normalgewichtig gilt, wer einen Body-Mass-Index zwischen 18,5 und unter 25 hat - errechnet aus dem Körpergewicht dividiert durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat.

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