Tausende Migranten aus Mittelamerika Immer weiter durch die Hitze – bis an Trumps Grenze

Pijijiapan · Helfer versorgen den Flüchtlingstreck durch Mexiko.

 Rast in Mexiko: Rund 5000 Menschen aus Mittelamerika sind auf dem Weg zur US-Grenze.

Rast in Mexiko: Rund 5000 Menschen aus Mittelamerika sind auf dem Weg zur US-Grenze.

Foto: dpa/Rodrigo Abd

Rubicelia Santiago Ovanolo rinnt der Schweiß von der Stirn. Auch am Abend drückt die Schwüle noch schwer auf das Örtchen Pijijiapan im Südosten Mexikos. Die 45-Jährige steht vor der Kirche Santa Rita De Casia und schenkt Kaffee in weißen Styropor-Bechern an Migranten aus Mittelamerika aus, die auf dem Weg zur US-Grenze sind. Rund 5000 von ihnen haben sich auf dem Platz vor der Kirche und im umliegenden Park niedergelassen. Sie alle scheinen in dem Ort im Bundesstaat Chiapas willkommen. „Ich als Mutter und Ehefrau fühle die Verpflichtung zu helfen“, sagt Santiago Ovanolo während sie Becher füllt. „Die Menschen sind liebenswürdig und einfühlsam.“

Während sich die USA gegen die sogenannte „Migranten-Karawane“ an der Südgrenze zu Mexiko wappnen möchten, scheinen die Bewohner vor Ort bereits an die Flüchtlinge aus Guatemala, El Salvador und Honduras gewöhnt zu sein. Es sind schon viele gekommen, seit Monaten. Eine so große Gruppe gebe es jedoch selten, sagen die Bewohner Pijijiapans, auf dessen Marktplatz sogar gute Stimmung herrscht, es wird getanzt zu Musik. Carlos Adalso Mandaz beobachtet die tanzenden Menschen. Tanzen vertreibe den Schmerz aus den Füßen, sagt der 27-Jährige aus El Salvador, der sich selbst „Loly“ nennt. Er habe sein Heimatland verlassen, weil Homosexuelle dort in Gefahr seien. Vor rund einer Woche brach „Loly“ mit seinen Freunden auf, am vergangenen Sonntag schlossen sie sich der Gruppe an. Ihr Ziel ist klar: Die USA. Dass im Norden US-Präsident Donald Trump damit droht, Militär an die Grenze zu schicken, kriegt im Süden so gut wie niemand mit.

„Ich hoffe, dass Gott ihm dabei hilft, sein Herz zu öffnen und uns passieren zu lassen“, sagt Junior Anel López aus Honduras. Er sitzt vor der Kirche und isst Weißbrot mit Rührei, das von der Gemeinde verteilt wird. Sein Landsmann José Alcántara erklärt, warum er Honduras verlassen hat: „Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer.“ Die Flucht vor Armut, Menschenrechtsverletzungen und Kriminalität treibt sie alle an.

Bis zur US-Grenze sind es noch 2000 Kilometer. Rund 190 Kilometer haben die Migranten von der Grenze zwischen Guatemala und Mexiko schon zurückgelegt. Die meisten zu Fuß, einige trampen. Mexikaner versorgen sie immer wieder mit Essen, Trinken, Kleidung und Medizin. Auch wenn ihr Weg steinig ist, und ihre Ankunft unsicher: Jeden Tag ziehen sie weiter, durch die Hitze Mexikos, näher an ihr Ziel.

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