Der mit den Panzern

Berlin. Der eine Satz hängt ihm noch nach, und seitdem ist Hellmut Königshaus der mit den Panzern. "Wer in das Kanonenrohr eines Leopard 2 schaut, überlegt es sich zwei Mal, ob er eine deutsche Patrouille angreift", hatte er vor einigen Wochen ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Debatte um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr gesagt

 Der neue WehrbeauftragteHellmut Königshaus. Foto: dpa

Der neue WehrbeauftragteHellmut Königshaus. Foto: dpa

Berlin. Der eine Satz hängt ihm noch nach, und seitdem ist Hellmut Königshaus der mit den Panzern. "Wer in das Kanonenrohr eines Leopard 2 schaut, überlegt es sich zwei Mal, ob er eine deutsche Patrouille angreift", hatte er vor einigen Wochen ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Debatte um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr gesagt. Damals, bereits als neuer Wehrbeauftragter des Bundestages auserkoren, holte sich der FDP-Politiker wegen angeblicher Unkenntnis eine Watsche nach der anderen ab. Selbst Kanzlerin Angela Merkel war über die Idee nicht amüsiert, deutsche Panzer an den Hindukusch zu entsenden. Und heute? Seit gestern ist Königshaus offiziell im Amt. Auf Zuspitzungen will er künftig verzichten, auf klare Worte allerdings nicht.

Ohnehin fühlt sich der 59-Jährige in der Panzer-Frage zu Unrecht gescholten. Er habe nur die Einschätzungen führender Militärs und des Bundeswehrverbandes wiedergegeben, so der gelernte Verteidigungspolitiker bei seiner ersten Pressekonferenz als Wehrbeauftragter. Es gehe schließlich darum, "tabufrei" zu prüfen, wie die Soldaten im Einsatz optimal geschützt werden könnten. "Über solche Themen werde ich auch weiterhin sprechen." Ins Tagespolitische will er sich indes nicht mehr einmischen. Insofern wollte sich Königshaus auch nicht zum Sinn oder Unsinn einer verkürzten Wehrdienstzeit von sechs Monaten äußern, die die Koalition zum 1. Juli beschlossen hat. Er habe jedoch darauf zu achten, inwieweit junge Männer den Wehrdienst als "wertvolle oder vertane Zeit" ansehen würden, betonte der Verteidigungspolitiker.

Fünf Jahre wird Königshaus nun im Amt sein. Dass er einen schwierigen Start hat, liegt auch daran, dass sein Vorgänger, SPD-Mann Reinhold Robbe, über die Parteigrenzen hinweg und bei der Truppe anerkannt gewesen ist. Robbe wollte unbedingt als Wehrbeauftragter weitermachen, nach der Regierungsübernahme beharrte jedoch die FDP auf der Besetzung des Postens. Königshaus bekam das Amt zudem erst, als andere Liberale verzichteten, um ihr Bundestagsmandat nicht abgeben zu müssen. Über seinen Vorgänger sagt Königshaus jetzt: In "ganz hervorragender Weise" habe Robbe das Amt geprägt. "Ich möchte Kontinuität wahren", sagt Königshaus. Dass Robbe jedoch nun einen Runden Tisch für die Belange der Bundeswehrsoldaten ins Leben rufen will, kann man auch als Provokation gegenüber dem Neuen im Amt verstehen.

Als Wehrbeauftragter will sich Königshaus jetzt gegen mögliche Sparbestrebungen bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr stemmen. Zwar bedeute weniger Geld nicht automatisch "weniger Einsatzqualität und weniger Sicherheit". Sollten Einsparungen aber nötig sein, gebe es "eine Reihe von Großprojekten", bei denen gespart werden könne - zum Beispiel das Flugabwehrsystem Meads. Ferner will Königshaus für mehr Akzeptanz der Streitkräfte werben. Und sich verstärkt für die Belange verletzter Soldaten oder Angehöriger von Gefallenen einsetzen.

Hintergrund

Obwohl die Zahl der durch den Afghanistan-Einsatz traumatisierten Soldaten ständig steigt, fehlt es bei der Bundeswehr nach wie vor an Psychiatern. Das berichtet die "Mitteldeutsche Zeitung" unter Berufung auf einen Bericht des Verteidigungsministeriums. Demnach sind von 42 Dienstposten in diesem Bereich derzeit lediglich 24 besetzt. Dabei wuchs die Zahl der Fälle von Soldaten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen laut Bericht von 121 im Jahr 2005 auf 446 im Jahr 2009. Geradezu explodiert sei die Zahl jener, die nach einem Auslandseinsatz eine dreiwöchige Kur absolvieren. Habe sie 2005 noch bei 100 gelegen, so sei sie im Jahr 2009 auf 1441 Fälle hochgeschnellt. dpa

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