Machtwechsel auf Zypern

Nikosia. Machtwechsel auf Zypern: Der konservative Politiker Nikos Anastasiades wird neuer Präsident der von der Staatspleite bedrohten Mittelmeerinsel. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erhielt Anastasiades gestern in der Stichwahl 57,5 Prozent. Sein Gegenkandidat, der linke Politiker Stavros Malas, kam auf 42,5 Prozent

Nikosia. Machtwechsel auf Zypern: Der konservative Politiker Nikos Anastasiades wird neuer Präsident der von der Staatspleite bedrohten Mittelmeerinsel. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erhielt Anastasiades gestern in der Stichwahl 57,5 Prozent. Sein Gegenkandidat, der linke Politiker Stavros Malas, kam auf 42,5 Prozent.

Anastasiades will Zypern nach eigenen Worten wieder auf europäischen Kurs bringen. Sein linker Vorgänger Dimitris Christofias war mit seiner Finanzpolitik gescheitert und nicht für eine zweite Amtszeit angetreten.

Zeit für viel Jubel bleibt den Konservativen nicht. Anastasiades und den Zyprern stehen schwierige Zeiten bevor. Sie müssen sparen und nochmals sparen, um das Land vor der Staatspleite und einem möglichen Euro-Austritt zu bewahren. Viele Zyprer befürchten aber, dass sie bei einem harten Sparprogramm verarmen und künftig Elendsszenen wie im benachbarten Griechenland zu sehen sein werden.

Das Land braucht nach offiziellen Angaben dringend 17,5 Milliarden Euro, um seine Banken und die Staatsfinanzen zu stabilisieren. In den Staatskassen ist nach offiziellen Angaben nur noch bis Ende März Geld. Am 5. März will sich die Eurogruppe mit dem Problem Zypern befassen. Eine Entscheidung über ein Hilfspaket wollen die Euro-Retter erst in den nächsten Wochen fällen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte der "Stuttgarter Zeitung", Zypern habe nachzuweisen, dass das Land "systemrelevant" für die Eurozone sei. "Ich lasse mich nicht unter Zeitdruck setzen."

Die Insel befinde sich "an einem Scheideweg", hatte Anastasiades nach der Stimmabgabe erklärt. "Wir müssen uns sofort mit der Finanzkrise befassen", sagte er Reportern in Nikosia. Erste Aufgabe des neuen starken Mannes in Nikosia wird es sein, die Euro-Partner davon zu überzeugen, dass Zypern bereit ist, den Staat zu verschlanken und das überdimensionierte Banken-System an die kurze Leine zu nehmen. Die Krise in Griechenland hatte auch Zyperns Banken schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Geldinstitute der Insel sind eng mit dem griechischen Bankensystem verbunden und waren in den Strudel der Griechenland-Krise gerissen worden, als 2012 der Schuldenschnitt für den privaten Sektor umgesetzt wurde.

Europa ist zwar bereit, den Zyprern unter die Arme zu greifen. Doch ohne Einsicht in die Finanzen des Landes und vor allem in die Bücher der Banken will Europa nicht helfen. Zu heftig zirkulieren die Gerüchte, dass russische Oligarchen Schwarzgeld auf der Insel angelegt haben. Die Rede ist von mehr als 20 Milliarden Euro "russischem Geld".

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es dennoch: Südlich von Zypern sind reiche Erdgasvorkommnisse entdeckt worden. Französische und italienische Konzerne gehen davon aus, in etwa zwei Jahren das erste Erdgas gewinnen zu können.

Foto: dpa

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