Franziskus weckt Hoffnung für Geschiedene

Rom/München · Eine Revolution in der katholischen Kirche zettelt es nicht an. Doch das Schreiben des Papstes zu Ehe und Familie öffnet neue Türen. Franziskus räumt darin mehr Gewissensfreiheit ein – und spricht auch über Sex.

Papst Franziskus eröffnet Katholiken bei den heiklen Streitthemen Ehe und Familie neue Spielräume, rüttelt aber nicht an den Kirchenregeln. In seinem mit Spannung erwarteten Schreiben "Amoris Laetitia - über die Liebe in der Familie" wirbt er unter anderem für einen neuen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Mit Blick auf die Teilnahme an der Kommunion setzt der Papst auf die Gewissensentscheidung Wiederverheirateter und auf die pastorale Kompetenz der Priester. Entschieden werden soll je nach Einzelfall. Bisher sind Geschiedene nach einer neuen Heirat vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen.

Im Zentrum des 188 Seiten langen Textes steht die Liebe mit allen Facetten. Dabei spricht Franziskus auch Themen wie Leidenschaft und Erotik an, die bisher in der katholischen Kirche meist tabu waren. Die erotische Dimension der Liebe sei "keineswegs als ein geduldetes Übel oder als eine Last" zu verstehen, so der Papst. Sie müsse "als Geschenk Gottes" betrachtet werden.

Aus Sicht der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) wird das Schreiben weitreichende Konsequenzen haben. Seelsorger müssten nun die jeweilige "besondere Lebenssituation" Wiederverheirateter betrachten. Der Tenor des Textes sei, dass niemand "von der Barmherzigkeit Gottes" ausgeschlossen werden dürfe. Auch die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" sieht das päpstliche Schreiben als "Epochenwandel". Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, das Schreiben können in der Kriche "heilsame Unruhe" stiften. > e, A 4: Meinung

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