Ärzte setzen Proteste aus

Berlin. Die Kassenärzte haben wegen überraschender Bewegung im Honorarstreit ihre angedrohten Proteste und Praxisschließungen ausgesetzt. Die Spitzenvertreter von Ärzten und Kassen verschoben im Bemühen um eine Einigung nach informellen Gesprächen die offizielle Schlussrunde der Honorarverhandlungen auf den 4. Oktober

Berlin. Die Kassenärzte haben wegen überraschender Bewegung im Honorarstreit ihre angedrohten Proteste und Praxisschließungen ausgesetzt. Die Spitzenvertreter von Ärzten und Kassen verschoben im Bemühen um eine Einigung nach informellen Gesprächen die offizielle Schlussrunde der Honorarverhandlungen auf den 4. Oktober. Allerdings betonte der Sprecher der Allianz deutscher Ärzteverbände, Dirk Heinrich, am Freitag in Berlin: "Die niedergelassenen Ärzte halten sich weiterhin bereit, notfalls ihre Praxen zu schließen."

Ursprünglich war die letzte Verhandlungsrunde für diesen Samstag geplant - ohne zufriedenstellendes Ergebnis wollten zehntausende Ärzte ab kommender Woche Praxen schließen. "Wir nehmen zur Kenntnis, dass sich die Verhandlungspartner auf einen neuen Verhandlungstermin geeinigt haben und ein verbessertes Angebot der Kassen auf dem Tisch liegt", sagte Heinrich. Bis zum nächsten Verhandlungstermin werde nicht protestiert.

Statt der bisher zugestandenen 270 Millionen Euro wollen die Kassen den Ärzten nun ein Plus von insgesamt mindestens 900 Millionen Euro zukommen lassen, wie mehrere Medien gestern übereinstimmend berichteten. Das neue Honorarpaket, das den Ärztevertretern am Mittwoch informell in einem Acht-Augen-Gespräch unterbreitet worden sei, übersteigt die bisherige Offerte damit um 630 Millionen Euro.

Damit würde das Honorarvolumen der rund 150 000 deutschen Kassenärzte und Psychotherapeuten um 3,0 statt 0,9 Prozent steigen. Die KBV hatte bislang allerdings 3,5 Milliarden Euro mehr Honorar gefordert. Im Detail umfasst das nun unterbreitete Gesamtpaket dem Bericht zufolge neben dem schon beschlossenen Preisanstieg von 270 Millionen Euro weitere 330 Millionen Euro für medizinisch zusätzlich notwendige Behandlungen der Versicherten. Hinzu kämen 200 Millionen Euro für besonders "förderungswürdige Leistungen", sowie 100 Millionen Euro, die ausschließlich den Psychotherapeuten zugute kommen sollen. Die Gespräche der letzten Tage hätten gezeigt, dass beide Seiten an einer Lösung interessiert seien, teilten Ärzte und Kassen mit. Offene Punkte müssten aber noch geklärt werden. dpa/dapdFoto: Stache/dpa

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