USA erlaubt an Bord Tiere, auf die behinderte oder psychisch Krankeangewiesen sind Da steht ein Pferd in der Flugzeugkabine

Washington · Eine Regelung in den USA erlaubt an Bord von Flugzeugen Tiere, auf die behinderte oder psychisch kranke Reisende angewiesen sind.

 Dan Shaw und die Trainer Janet und Donald Burleson (v.l.) sitzen in der Kabine mit Blindenführpferd Cuddles. Die USA erlauben an Bord von Flugzeugen Tiere, auf die Behinderte oder psychisch Kranke angewiesen sind.

Dan Shaw und die Trainer Janet und Donald Burleson (v.l.) sitzen in der Kabine mit Blindenführpferd Cuddles. Die USA erlauben an Bord von Flugzeugen Tiere, auf die Behinderte oder psychisch Kranke angewiesen sind.

Foto: dpa/Erik S. Lesser

Wer Pferde fliegen sehen möchte, der sollte in die USA kommen. Genau genommen geht es um Miniaturpferde, Schulterhöhe nach offizieller US-Definition in der Regel zwischen rund 61 und 86 Zentimetern, Gewicht zwischen 32 und 45 Kilogramm. Das US-Verkehrsministerium veröffentlichte vor wenigen Tagen Richtlinien, die bekräftigen, dass Hunde, Katzen und eben auch Miniaturpferde auf inneramerikanischen Flügen unter bestimmten Bedingungen von Airlines in der Kabine mitgenommen werden müssen – und zwar kostenlos.

Die Regelung hat einen ernsten Hintergrund, wird aber nach Überzeugung von Fluggesellschaften zunehmend missbraucht. Zugelassen sind sogenannte Service Animals, auf die Menschen mit körperlichen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen angewiesen sind – zum Beispiel Blindenhunde. Auch speziell trainierte Miniaturpferde zählen nach einer Definition des Justizministeriums dazu, wobei sie viel seltener Verwendung finden als Assistenzhunde. Sie kommen etwa bei Menschen zum Einsatz, die Hunde aus religiösen Gründen ablehnen oder gegen sie allergisch sind.

Eine Regelung des Verkehrsministeriums aus dem Jahr 2003 stellt klar, dass zu den Service Animals auch Tiere gehören, die nicht für eine besondere Aufgabe ausgebildet sind: sogenannte Emotional Support Animals. Sie sollen ihre Besitzer, die beispielsweise unter Angstattacken oder Depressionen leiden, durch ihre reine Anwesenheit emotional stützen. Voraussetzung ist die Bescheinigung eines Arztes oder Psychologen, dass der Betroffene aus psychologischen Gründen auf das Tier angewiesen ist.

Bei diesen Emotional Support Animals wittern die Fluggesellschaften erheblichen Missbrauch. Sie haben den Verdacht, dass manche Haustierhalter ihre Lieblinge schlicht umdeklarieren lassen. Der Dachverband Airlines for America (A4A) kritisiert, dass falsche Bescheinigungen im Internet erhältlich seien und dass Passagiere die Regelung ausnutzten, um die Transportbedingungen der Fluggesellschaften zu umgehen. Diese sehen vor, dass Tiere an Bord kostenpflichtig sind.

A4A schätzt nach US-Medienberichten, dass 2016 rund 481 000 Emotional Support Animals auf US-Flügen unterwegs waren. 2017 waren es demnach schon 751 000. Vor wenigen Tagen teilte der Verband mit, im vergangenen Jahr hätten mehr als eine Million Passagiere Tiere zur emotionalen Unterstützung mit in den Flieger genommen.

Welche Arten zu den Emotional Support Animals zählen, wurde 2003 nicht definiert – das sollte sich rächen. Das Verkehrsministerium legte damals nur fest, dass „unübliche Service Animals“, die ein Sicherheits- oder Gesundheitsrisiko darstellten, nicht transportiert werden müssen. „Schlangen und andere Reptilien, Frettchen, Nagetiere und Spinnen fallen sicherlich in diese Kategorie von Tieren“, hieß es. Ansonsten müsse im Einzelfall entschieden werden – auch unter Berücksichtigung von Gewicht und Größe des Tieres. Immer wieder machen aber skurrile Vorfälle mit Tieren Schlagzeilen, die man gemeinhin nicht mit auf Reisen nimmt: So brachte im vergangenen Oktober eine Reisende ein als Emotional Support Animal deklariertes Eichhörnchen in einen Flieger der Frontier Airlines, die ausdrücklich keine Nagetiere an Bord zulässt. Nachdem die Frau sich weigerte, das Flugzeug zu verlassen, mussten alle Passagiere aussteigen.

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