Italienische Pastaals Weltkulturerbe?

Rom

 Pasta sind schützenswert, meinen die Italiener. Foto: dpa

Pasta sind schützenswert, meinen die Italiener. Foto: dpa

Rom. Was haben der Petersdom, die Altstadt von Florenz und ein Teller Nudeln gemeinsam? Bald könnten alle drei "Weltkulturerbe" genannt werden: Denn Italien hat jetzt mit Spanien, Griechenland und Marokko beschlossen, sich bei der Unesco gemeinsam dafür einzusetzen, dass die so genannte "Mittelmeerdiät" in die Liste der "immateriellen Weltkulturgüter" aufgenommen wird. Grund: Überall wird die mediterrane Küche nachgemacht, doch so gut und gesund wie in den Herkunftsländern ist sie nach Meinung der vier Länder nirgendwo.

Die Einigung der vier Mittelmeerländer liegt wenige Wochen zurück, doch nun hat auch der italienische Senat einstimmig beschlossen, dass die Regierung bis zum 14. August einen Antrag an die Unesco schicken soll. Sieht man die üppigen Teller mit Spaghetti, die der Koch Sandro Tiberi in einem Restaurant in der römischen Innenstadt zubereitet, kann man kaum glauben, dass hier gerade Diätküche gekocht wird - aber doch sprechen nach Meinung des italienischen Landwirtschaftsministeriums alle wissenschaftlichen Studien dafür, dass die Küche im Mittelmeerraum die gesündeste überhaupt ist: Wer sich ernährt wie ein Fischer in der Toskana oder ein Bauer auf Sardinien, mit Gemüse, Obst, Fisch, Spaghetti, Wein und Olivenöl, der schützt nicht nur sein Herz vor einem Infarkt und seine Organe vor Krebs, sondern altert auch langsamer. "Die Italiener wiegen weniger und werden älter", sagt eine Ministeriumssprecherin, "und das liegt auch an der Ernährung." Die Bewerbung bei der Unesco solle nun dieses kulturelle Vermächtnis bewahren. Im Oktober 2003 hatte die Unesco entschieden, zur bisherigen Liste aus Kultur- und Naturdenkmälern eine weitere hinzuzufügen, in der vom Volkstanz über Musik bis zur Küche alles eingetragen werden kann, was schützenswert erscheint.

Die gesunde mediterrane Küche ist nach Meinung der Bewerberstaaten so populär wie gefährdet. "In den Supermärkten von Agadir bis Istanbul gibt es immer mehr Produkte, die nicht mehr aus der Umgebung stammen, sondern von weit her", stellt der französische Forscher Bertrand Herview fest, "der Grund ist eine Mittelklasse, die westliche Ernährungsgewohnheiten annimmt." In Italien dagegen liegt es auch an den gestiegenen Preisen für Lebensmittel, dass nicht mehr immer nur mediterrane Feinheiten auf den Tisch kommen.

An Initiativen für die Mittelmeerdiät mangelt es in Italien nicht. Der Verband der Herzchirurgen rät, gerade in der Sommerhitze solle man streng die Regeln der "Mittelmeerdiät" befolgen. Und selbst der Papst wird für die Mittelmeerdiät eingespannt. Kürzlich schrieben italienische Zeitungen, dass Papst Benedikt XVI. nach den Vorgaben der "Mittelmeerdiät" lebe.

Aber alles in Maßen genießen, mahnt Koch Tiberi. Die Kochkunst der Italiener im allgemeinen und seine im besonderen hält er jedenfalls für schützenswert: "Das Essen ist das beste, was Italien hat."

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