50 Jahre Auf den Spuren von Charles Manson

Los Angeles · Eine barbarische Mordserie schreckte vor 50 Jahren die Welt auf. Ein Sektenführer stiftete seine Anhänger zu Blutorgien in Hollywood an.

 Charles Manson wird 1969 zur Anklageverlesung im Zusammenhang mit dem Mord an Sharon Tate gebracht.

Charles Manson wird 1969 zur Anklageverlesung im Zusammenhang mit dem Mord an Sharon Tate gebracht.

Foto: dpa/Uncredited

Der schmale Cielo Drive schlängelt sich steil durch die Hügel über dem Luxusviertel Beverly Hills. Die Villengegend mit Palmen und Schluchten bietet einen grandiosen Ausblick über Los Angeles. 10050 Cielo Drive zählt aber zu den berüchtigtsten Adressen der Filmmetropole: In der Nacht zum 9. August 1969 wurden hier die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, drei Freunde der Ehefrau von Regisseur Roman Polanski sowie ein Student von Mitgliedern der sogenannten „Manson Family“ ermordet.

„Hier stellten sie ihren 1959er Ford ab, liefen die steile Straße hoch und schnitten die Telefonleitungen durch“, erzählt Scott Michaels, der sogenannte „Helter-Skelter“-Bustouren auf den Spuren von Sektenführer Charles Manson anbietet.. Fast vier Stunden dauert die Fahrt zu den Tatorten einer der schlimmsten Mord–serien in den USA, die vor 50 Jahren Angst verbreitete. Auf Mansons Befehl starben damals sieben Menschen.„Dieser Fall hat alles: Monster und Moviestars, es war reiner Terror. Die Menschen hatten Angst, sich abends ins Bett zu legen“, erzählt Michaels.

Die Mörder kommen auf der Tour auch selbst zu Wort. Michaels spielt Tonaufnahmen von Interviews und Prozessmitschnitten vor. Tate habe sie verzweifelt angefleht, dass ihr Baby am Leben bleiben dürfe, hört man die verurteilte Susan Atkins sagen. Andere erzählen, wie sie mit Messern dutzendfach auf ihre Opfer einstachen und mit deren Blut Wörter wie „Pig“ und „Death to Pigs“ (Tod den Schweinen) auf Wände und Türen schrieben.

Das Model Tate stand am Anfang ihrer Karriere. Die 26-Jährige hatte in Filmen wie „Die schwarze 13“ und „Die nackten Tatsachen“ mitgespielt, als Roman Polanski sie für die Gruselkomödie „Tanz der Vampire“ vor die Kamera holte. Im Januar 1968 heiratete der Regisseur in London den jungen Star. Ein Jahr später mieteten sie das Ranch-Haus am Cielo Drive.

Polanski war zu Dreharbeiten in London, als in der Tatnacht drei Frauen und ein Mann mit Pistolen und Messern in die Villa eindrangen. Die im achten Monat schwangere Tate hatte an diesem Abend Besuch von ihrem Ex-Freund, Starfriseur Jay Sebring. Grausam verstümmelt und mit einer Schnur um den Hals wurde die Schauspielerin am nächsten Morgen neben Sebrings Leiche gefunden.

Auch die Kaffeefirma-Erbin Abigail Folger und ihr polnischer Freund waren bestialisch umgebracht worden. In der nächsten Nacht metzelte die Manson-Gang die Geschäftsleute Leno und Rosemary La Bianca nieder.

Drei Monate lang hatte die Stadt der Engel Angst, bis Manson und vier junge Mitglieder seiner Hippie-Sekte verhaftet wurden. Während des neunmonatigen Prozesses behauptete Manson, selbst nie getötet zu haben. Tatsächlich war er bei den Bluttaten nicht dabei, doch Staatsanwalt Vincent Bugliosi stellte ihn als Monster und Drahtzieher dar, dem die jungen Anhänger wie „hirnlose Roboter“ gefolgt seien.

Mansons okkulte Botschaften bestanden aus Bibel- und
Beatleszitaten. Mit den Morden wollte er einen Rassenkrieg zwischen Schwarzen und Weißen anstiften, um am Ende selbst als Anführer aufzutrumpfen. Seine Ideologie nannte er „Helter Skelter“ (auf Deutsche etwa: Hals über Kopf) nach dem gleichnamigen Song der Beatles. Er ließ sich als Satan oder Jesus verehren und schickte blutjunge Mädchen seiner Sekte zum Anschaffen und schließlich zum Morden aus.

1971 wurde Manson wegen Anstiftung zu den Bluttaten zum Tode verurteilt, was später in lebenslange Haft umgewandelt wurde. Öffentlich zeigte er nie Reue. Nach fast fünf Jahrzehnten hinter Gittern starb er 2017 mit 83 Jahren. Tex Watson (73), Patricia Krenwinkel (71) und Leslie van Houten (69) haben ihre Taten wiederholt bedauert. Sie sitzen eine lebenslange Strafe ab. Susan Atkins stellte 13 Gnadengesuche, bevor sie 2009 mit 61 Jahren im Gefängnis an Krebs starb.

Michaels, der eine Dokumentation über die Manson-Morde drehte, wirkte zuletzt als Berater an Quentin Tarantinos Film „Once upon a time... in Hollywood“ mit. „Der Fall war immer schon berüchtigt, aber nun wird eine junge Generation Tarantinos Werk sehen, der damit Filmgeschichte schreibt.“

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