Wissen Implantate können im Alter zum Risiko werden
Berlin · (np) Immer mehr Menschen in Deutschland haben Zahnimplantate. Die Zahl der in den vergangenen zwei Jahrzehnten eingesetzten künstlichen Zahnwurzeln sei von knapp 400 0000 auf heute 1,3 Millionen gestiegen, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich.
Der im Kiefer verankerte Zahnersatz gilt als langlebig, doch darf er nie vernachlässigt werden. Zahnimplantate müssen mindestens so gut gepflegt und noch häufiger kontrolliert werden als natürliche Zähne. Das allerdings könne im Alter zu einem Problem werden, warnt Professor Frauke Müller von der Universität Genf.
Implanate könnten ohne Weiteres 30 Jahre und länger funktionsfähig bleiben, allerdings sei gerade diese Langzeitstabilität bei Hochbetagten ein zweischneidiges Schwert. „Implantate ändern sich nicht – im Gegensatz zu der Umgebung, in die sie eingepflanzt wurden“, so die Forscherin bei einem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie. Der Alterungsprozess könne zu Veränderungen führen, darunter auch Knochenschwund. Doch damit ändere sich auch die Anatomie im Mund. Wenn Seh- und Tastvermögen und die Geschicklichkeit nachlassen, falle älteren Menschen natürlich auch die Mundhygiene schwerer. Werde der Träger eines Zahnimplantats zum Pflegefall, seien jedoch häufig auch die Pflegekräfte mit der Mundhygiene überfordert. Damit wachse das Infektionsrisiko, und zwar nicht nur im Mund. Wenn sich Zahnbeläge ausbreiten, nehme auch das Risiko für eine Lungenentzündung zu, weil keimbeladener Speichel in die Bronchien gelangen könne.
Die Wissenschaftlerin fordert deshalb in der Implanatologie neue zahnmedizinische Konstruktionen, die bei Bedarf im Alter auch gegen leichter zu pflegende ausgetauscht werden könnten. „Wir tragen ja auch nicht ein Leben lang dieselbe Brille.“