Das verrät unser Atem über unsere Gefühle
Mainz · Die Luft, die wir ausatmen, sagt viel darüber aus, was in uns vorgeht, haben Mainzer Forscher herausgefunden. Sie analysierten die Atmosphäre eines Kinosaals und fanden eindeutige chemische Muster in der ausgeatmeten Luft.
Wenn eine Situation brenzlig wird, dann halten viele Menschen im sprichwörtlichen Sinne die Luft an. Wenn es noch einmal gut gegangen ist, atmen sie auf. Es gibt viele solcher Redewendungen für emotional aufrührende Situationen. Doch was ist, wenn man diese Sprichworte wörtlich nimmt?
Forscher des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie sind dieser Frage nachgegangen. Sie untersuchten, ob sich Emotionen in der Atemluft eines Menschen niederschlagen. Die Antwort lautet "Ja". Die Chemiker untersuchten gemeinsam mit Wissenschaftlern der Uni Mainz die Luft in Kinosälen bei der Vorführungen von 16 Filmen unterschiedlicher Genres. Für die Messungen analysierten die Forscher in der Atemluft rund hundert chemische Substanzen. Sie stellten dabei fest, dass viele Filme an einem charakteristischen biochemischen Muster zu erkennen sind.
Ob eine Filmszene spannend, lustig oder eher langweilig ist, lasse sich damit auch chemisch bestimmen, so die Mainzer Wissenschaftler. Die Messung der Atemluft sei so genau, dass über diese Analyse sogar rekonstruiert werden könne, welche Szene gerade auf der Leinwand zu sehen sei. Am eindeutigsten seien diese chemischen Muster bei besonders spannenden oder lustigen Szenen, erklärt Jonathan Williams, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Chemie .
In den Augenblicken, in denen die Heldin im Sciencefiction-Streifen Die Tribute von Panem um ihr Leben kämpfen muss, seien die Kohlendioxid- und Isopren-Werte in der Kinoluft immer deutlich gestiegen, erklärt der Chemiker , der sonst die Atmosphäre von Regenwäldern untersucht. Isopren gehört zu den über 800 chemischen Verbindungen, die Menschen neben Kohlendioxid in winzigen Mengen ausatmen.
Atemluft-Analysen haben nicht nur wissenschaftliche Bedeutung, sie könnten auch anders genutzt werden, so das Max-Planck-Institut. So könne beispielsweise die Werbeindustrie messen, wie emotionale Reize auf Gruppen von Menschen wirken ohne langwierige Umfragen durchführen zu müssen.