App-Lawine am Handgelenk

Cupertino/Berlin · Nach Monaten der Spekulationen und medialer Erregung kommt für Apples Uhr der Alltagstest. Ab Freitag hatten die ersten Vorbesteller ihre Apple Watch per Post erhalten. Die App-Entwickler überschlagen sich bereits mit Angeboten.

Als am Freitag die ersten Vorbesteller ihre Apple Watch auspackten, konnten sie bereits Dutzende Apps auf der Computer-Uhr installieren. In den vergangenen Wochen passten alle möglichen Anbieter ihre Anwendungen an die Apple Watch an. Es gibt Apps für Fitness, Wetter, Notizen, Nachrichten, Restaurant-Reservierungen, die Anzeige von Reise-Informationen oder Steuerung vernetzter Glühbirnen. Die Website Watchaware, die die Entwicklung beobachtet, listet inzwischen rund 2300 Anwendungen auf.

Selbst Einzelhändler wie die Modekette Zara gehen auf die Computer-Uhr, Finanzinstitute wie Citigroup und die Deutsche Bank zeigen Kontoinformationen an. Die Foto-Plattform Instagram will auf den kleinen Bildschirmen sogar Bilder ansehen lassen und die Taxi-Dienste Uber und My Taxi tragen ihren Kampf um Fahrgäste auch auf dem neuesten Endgerät aus. Unter den von Apple zum Start präsentierten Apps sind zwei von deutschen Anbietern. BMW macht die Uhr zur Fernbedienung seiner Elektroautos. Die Sprachlern-App Babbel entwickelte einen abgespeckten Vokabeltrainer speziell fürs Handgelenk.

Mit dem Start der Auslieferungen wird man nach Monaten der Aufregung endlich erste Anzeichen dafür sehen können, wie Apples Konzept für einen Computer am Handgelenk bei den Nutzern tatsächlich ankommt. Apple-Entwickler dachten sich über Jahre verschiedene Interaktionen mit Benachrichtigungen, Wisch-Gesten, Vibrations-Alarmen oder der Übertragung des Herzschlags an einen Partner aus. Jetzt kommt der Alltagstest.

Apple selbst veröffentlichte eine Reihe von Videotouren, um Grundfunktionen wie Telefonieren, Routen-Anweisungen, Bedienung mit Hilfe der Sprachassistentin Siri oder die Steuerung der Musikwiedergabe vorzustellen. Angesichts der bisherigen Flut von Apps anderer Anbieter werden Nutzer auf jeden Fall sehr genau abwägen müssen, welche Anwendungen sich auf den kleinen Watch-Bildschirm ausbreiten dürfen.

Bei Babbel macht sich Gründer und Chef Markus Witte keine Sorgen über einen App-Stau und glaubt, dass die Nutzer sich zurechtfinden. "Es muss jeder selbst ausprobieren, was für ihn sinnvoll ist und was nicht." Seine Firma wolle nun mit der ersten Version der Vokabel-App herausfinden, was die Nutzer wollen.

Allerdings können deutsche Kunden die Computer-Uhr bis in den Sommer hinein nur im Internet bestellen. Laut einem internen Schreiben von Apple-Verkaufschefin Angela Ahrendts, das im Netz die Runde macht, wird man die Uhr in den Apple Stores voraussichtlich nicht vor Juni kaufen können. Auch wenn Kunden die Uhr online bestellen, verspricht Apple eine Lieferung erst im Juni. Die günstigste Sport-Variante kostet 399 Euro. Der Preis für die goldene Version liegt bei 11 000 Euro.

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