Großes Kino daheim Die Neunkircher Redaktion wählt ihre Lieblings-Weihnachtsfilme
Am Ende lohnt sich Gutsein doch
Ich bin ein Fan der Quantentheorie, der Vorstellung unendlich vieler Parallel-Universen. Schon immer fand ich es faszinierend, mir vorzustellen, was wohl gewesen wäre, wenn ich an einer Abzweigung des Lebens eine andere Biegung genommen hätte. Vielleicht auch deshalb finde ich den Film „Ist das Leben nicht schön?“ so spannend. Was wäre gewesen, wenn George Bailey nicht gewesen wäre? Wie viele großen Dinge ein einzelner Mensch durch ganz kleine Entscheidungen beeinflusst, das ist für mich eine der Schlüsselaussagen des Films. Der kommt an Weihnachten immer aber auch immer dann in den Player, wenn sich der Frust anschleicht, ein Stückchen Unzufriedenheit am Horizont erscheint, die Sinnhaftigkeit des eigenen Daseins in Frage gestellt wird. Denn er zeigt ja auch noch zwei ganz wichtige andere Dinge: Zufriedensein mit dem, was man hat. Zu schätzen wissen, was das Leben einem Gutes schenkt, allen Widrigkeiten zum Trotz. Und aufrecht zu dem zu stehen, was man ist, und zu dem, an das man glaubt, allen Widrigkeiten zum Trotz. Es ist ein Film voller Liebe, Güte und Freundschaft, der mir mindestens einmal im Jahr zeigt, dass sich Gutsein lohnt, dass es sich lohnt, dem Leben und dem, was es schenkt, positiv zu begegnen. Auch, wenn es immer wieder die berühmten Knüppel auspackt. So wie es dem guten George auch nie gelingt, auf die erhofften Reisen zu gehen. Wenn beim Happyend die Taschentücher knapp werden, dann weiß ich: Leute, das Leben ist schön.
Mal wieder Zeit für Herr der Ringe
An Weihnachten kann man schon mal einen Film gucken. Am besten so einen alten und vor allem ganz ganz langen Schinken. Denn draußen ist meistens bedauerlich schlechtes Wetter und vom vielen Essen sackt der eigene Körpermittelpunkt dermaßen Richtung Kniekehlen, dass an Bewegung sowieso nicht zu denken ist. Bei uns daheim ist es gefühlt seit zehn Jahren so, dass wir gerne mal wieder den Herrn der Ringe schauen würden. Ob nur den ersten (und besten) Teil, oder gleich alle drei, steht dabei nicht fest. Als die Trilogie Anfang des Jahrtausends in die Kinos kam, da wurde sie bei uns fester Bestandteil allen Fernsehvergnügens, brachte Tolkiens Epos wieder auf den Lesetisch und war Ausgangspunkt mancher Bastelarbeit, etwa eines dunklen Turms aus Pappmaché. Wir sahen den ersten Teil oft. Zu oft womöglich. Aber als dann nur noch die Filmmusik ab und an das Wohnzimmer flutete und wir hie und da ins Stolpern gerieten, an welcher Stelle des Epos wir uns gerade befanden, als der innere Film mithin ins Stocken geriet, sagten wir uns, den Herrn der Ringe müssen wir wieder schauen. Am besten an Weihnachten, denn da sind ja alle da. Umgesetzt haben wir diesen schönen Gedanken dann in all den folgenden Jahren nicht. Aus welchem Grund auch immer. Letztlich bleibt der DVD-Player übers Fest sowieso immer kalt. Wir kommen einfach nicht dazu. Essen zu viel. Und denken drüber nach, ob wir doch mal kurz vor die Tür auf einen kleinen Spaziergang wollen.
Ein Mann, zwei Frauen oder andersrum
Zeit für große Gefühle. Und die brauchen halt ihre Zeit. „Vom Winde verweht“ (rund zweieinhalb Stunden) oder doch „Doktor Schiwago“ (mehr als drei Stunden)? Der erste Klassiker (1939) spielt in den amerikanischen Südstaaten im und nach dem Sezessionskrieg. Vorlage der grandios-pittoreske Roman von Margaret Mitchel. Acht Oscars. In den Hauptrollen Vivien Leigh und Clark Gable. Scarlett O´Hara heiratet Rhett Butler (Macho), glaubt aber Ashley Wilkes (Softie) zu lieben (mein Gott, Mädchen!). Als sie in Rhett den Mann ihres Lebens erkennt, da… Nein, das verrate ich nicht. Der zweite Kassenschlager (1965) führt uns ins russische Zarenreich – vor, während und nach der Oktoberrevolution. Vorlage der vielschichtige Roman von Boris Pasternak. Fünf Oscars. In den Hauptrollen Omar Sharif, Julie Christie und Geraldine Chaplin. Der Arzt (und Dichter) Juri Schiwago heiratet Tonia, die Tochter seiner Pflegeeltern (Dankbarkeit, mmh...). Doch er liebt Lara (Leidenschaft, tja...). Sein Schicksal? Ach, lassen wir auch das offen.
Schnulzen-Empfehlung: „Vom Winde verweht“ lesen (meine Ausgabe hat 916 Seiten!), „Doktor Schiwago“ schauen. Und hören. Laras Thema erkennen die Ohren („Weißt du wohin…“). Liebe oder was man dafür hält, zeigt in diesem Streifen viele Gesichter (und die sind zeitlos): sanft, roh, sinnlich, verführend, eifersüchtig, verletzend, beschützend, fordernd, zerreißend, entsagend, beglückend - letztlich fast unwiderstehlich.
Moritzburg als Magnet für Aschenbrödelfans
Was ich an Heilig Abend um 17.05 Uhr mache? Natürlich vor dem Fernseher sitzen und sachte wiegend „Lala lala, lala lala la“ singen. Dann läuft in der ARD das Filmmärchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, übrigens dann noch 13 Mal bis zum 6. Januar auf diversen Kanälen (zum Abschluss im BR). In der deutschen Version der CSSR-/DDR-Koproduktion aus dem Jahr 1973 ist der wunderbare Soundtrack von Karel Svoboda durchweg instrumental gehalten. Schade eigentlich, denn im Original ist die Goldene Stimme aus Prag von Karel Gott zu hören. Aufgrund meiner rudimentären Kenntnisse der tschechischen Sprache weiß ich jedoch, dass „lalala“ erheblich einfacher mitzusingen ist als „Kdepak ty ptácku hnízdo máš, skrýš a zázemí. . .“
Natürlich hat es mir nicht nur die Musik angetan. Der Kultfilm nach dem gleichnamigen Märchen von Božena Nemcová sowie Grimms Märchen Aschenbrödel hat mit Libuše Šafránková als Aschenbrödel und Pavel Trávnícek (der Prinz mit der Topffrisur), aber vor allem dem großartigen Rolf Hoppe als König überaus sympathische Schauspieler zu bieten. Es gibt viele Fans, die zur Winterausstellung zum Original-Drehort, dem Märchenschloss Moritzburg in Sachsen fahren. Einige sogar darunter, die ihrer Angebeteten auf der berühmten Treppe einen Heiratsantrag machen . . .
Ein kleiner Lord mit ganz großem Herzen
Meine Frau liebt diesen Film. Ich auch. Alle Jahre wieder schauen wir ihn uns an. Immer in der Adventszeit. Kurz vor Weihnachten. Entweder im Fernsehen, in dem er jedes Jahr läuft, oder auf DVD, die wir uns eigens gekauft haben, falls wir die Fernsehausstrahlung verpassen. Die Rede ist vom Klassiker „Der kleine Lord.“
Die Handlung kennen wir so gut, dass wir einzelne Passagen mitsprechen können. Trotzdem rührt uns der Film jedes Mal, wird auch das eine oder andere Tränchen verdrückt. Zum Knuddeln ist der kleine, blonde Lord Faunleroy, der nicht nur das Herz seines Großvaters erobert, sondern auch der Zuschauer.
Er ist ehrlich, glaubt unerschütterlich an das Gute in den Menschen, verwandelt den griesgrämigen Großvater nach und nach in einen liebevollen, aufmerksamen Menschen. Klar, dass der Film mit einem Happyend endet. Dieser Film passt so richtig in die Adventszeit, wo es ja auch um Liebe und Fürsorge und Kümmern geht.
Die Handlung spielt übrigens um das Jahr 1900. Cedric, so heißt der kleine Lord, lebt mit seiner Mutter in den USA. Sein verstorbener Vater war ein Sohn des Earl of Dorincourt. Der Earl hatte ihn enterbt, weil er eine Nicht-Adelige aus dem Volk geheiratet hatte. Cedric ist sein einziger Erbe, er soll nun in England auf dem Landgut des Earls standesgemäß erzogen werden. Standesgmäß erzogen wird aber der Earl. Von seinem Enkel. Herrlich. Sehenswert. Alle Jahre wieder.
Seite an Seite mit Fletcher Christian auf See
Für sieben Oscars war „Meuterei auf der Bounty“ 1963 nominiert. Gewonnen hat der Film nicht einen. Was natürlich ein Witz ist, handelt es sich doch immerhin um DEN Weihnachtsfilm überhaupt. Zumindest sehe ich das so. Dicht gefolgt von „African Queen“ mit Katharine Hepburn und Humphrey Bogart. Zu Weihnachten darf es eben etwas mehr sein. Da werden die richtig dicken Schinken ausgepackt. Zu denen zählt die Bounty allemal. Und soweit ich mich erinnere, bin ich schon als kleiner Bub zwischen den Tagen Seite an Seite mit Fletcher Christian (Marlon Brando) gen Tahiti geschippert und habe mich fürchterlich über Kapitän Bligh (Trevor Howard) aufgeregt, der seine Mannschaft bis aufs Blut drangsaliert und nicht mal vor der neunschwänzigen Katze zurückschreckt. So ein fieser Kerl. Das habe ich damals gedacht und denke ich auch noch heute. Aber das richtig Fiese kommt ja erst. Denn just, wenn sich alles zum Guten zu wenden scheint und Meuterer Fletcher sich mit seinen Leuten auf Tahiti verlustiert, kommt das dicke Ende. Das Schiff geht in Flammen auf, alles ganz schrecklich, und Ehrenmann Fletcher... Ach, ich will gar nicht dran denken. Happyend? Von wegen. Drama pur. Also genau das Gegenteil dessen, was man eigentlich mit Weihnachten verbindet. Vielleicht macht das ja den Reiz dieses Films aus. Und die tollen Bilder. Und Tahiti. Und die hübsche Tarita Tumi Teriipaia natürlich. Die hat Brando später geheiratet. Deren Ehe war dann ja auch: Drama pur.