Hoch im Norden wohnt das größte Glück

Es gibt Länder, wo richtig was los ist. Und es gibt Brandenburg“, singt der Kabarettist Rainald Grebe.

"Ich fühl' mich heut so leer, ich fühl mich Brandenburg." Das Lied ist zum Hit geworden, und er scheint tatsächlich die Gefühlslage der Bürger in dem Bundesland wiederzugeben: Laut dem gestern in Berlin vorgestellten "Glücksatlas 2013" ist Brandenburg die unzufriedenste Region der Republik. Für die Studie wurden im Auftrag der Deutschen Post 3073 Bürger zu ihrer Lebenszufriedenheit befragt und die Daten des sozio-ökonomischen Panels ausgewertet. Freiburger Forscher um Professor Bernd Raffelhüschen bestimmten die Lebenszufriedenheit in einer Art Spinnennetz-Diagramm, deren sechs Eckpunkte die Größen Familie, Arbeit, Gesundheit, Haushaltseinkommen, Freizeit und Wohnung bilden.

Dabei kam heraus, dass es in Sachen Glück durchaus große regionale Unterschiede gibt. So führen die Nordlichter das Ranking an - Schleswig-Holstein, Hamburg und die Regionen Nordsee und Hannover in Niedersachen. Im Mittelfeld folgen Baden, Hessen und Württemberg vor Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Süd-Bayern, den Regionen Düsseldorf und Westfalen sowie am unteren Ende Berlin. Im Tabellenkeller sind Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Laut Studie hat sich vor allem wegen der guten wirtschaftlichen Lage die Lebenszufriedenheit insgesamt auf einer Skala von 0 bis 10 bei 7,0 Punkten stabilisiert. Der Abstand zwischen Ost und West ist jedoch im Vergleich zu den Vorjahren wieder größer geworden.

Zwar ist die Zufriedenheit mit dem Verdienst seit dem Jahr 2003 von 6,0 auf 6,4 Punkte gestiegen, dennoch sind die Menschen mit ihrem Einkommen nur "mäßig" glücklich. In Sachen Gesundheit nahm das Wohlbefinden sogar ab. Am zufriedensten sind die Deutschen mit ihrer Wohnsituation und dem Familienleben. Positiv sind ebenfalls die Ergebnisse bei Freizeit (7,1) und Arbeit (6,8). Laut Studie hat das vergleichsweise geringe Wohlgefühl in Brandenburg auch ökonomische Gründe. So lag die Arbeitslosigkeit dort zuletzt um rund 50 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

Im europäischen Vergleich hat sich Deutschland seit 2006 vom 15. auf den achten Platz nach vorn geschoben. Spitzenreiter ist Dänemark, gefolgt von Schweden, den Niederlanden, Luxemburg, Großbritannien, Finnland und Belgien. Am unzufriedensten sind die Menschen in Russland, Portugal und Griechenland.

Ein Schwerpunkt des aktuellen Glücksatlas ist die Situation von Migranten. Sie bewerten ihr Leben in Deutschland fast genauso gut wie alle anderen. Die Lebenszufriedenheit der Kinder von Zuwanderern liegt sogar leicht über der der Gesamtbevölkerung. 41 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund sagen, dass es ihnen heute finanziell besser geht als vor fünf Jahren. Und während 48 Prozent aller Einwohner der Meinung sind, dass sich ihre eigene soziale Stellung deutlich gegenüber jener der Eltern verbessert hat, finden das sogar 61 Prozent der Migranten.

Doch wie wird man überhaupt glücklich und zufrieden? Wichtig für das persönliche Lebensglück ist vor allem die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten zu kennen und sie entfalten zu können. "Ein intensives Interagieren mit dem Leben", sagt der Glücksforscher und Psychologe Stephan Lermer dazu. Dass Geld allein nicht glücklich macht, ist inzwischen erwiesen. Das Glück wächst mit materiellem Wohlstand nicht stetig weiter an. Jenseits der Armutsgrenze spielen verlässliche Bindungen eine weitaus größere Rolle - und das Bedürfnis, etwas für andere zu tun.

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