Berlusconi kündigt Rückkehr in die große Politik an

Rom · Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch: So lauteten die Vorwürfe gegen Italiens früheren Regierungschef Silvio Berlusconi im „Bunga-Bunga“-Prozess. Nun ist der 78-Jährige freigesprochen worden – und bastelt schon an seinem Comeback.

Sogar ein paar Tränen soll Silvio Berlusconi vergossen haben. Die Erleichterung bei Italiens früherem Regierungschef war groß, nachdem der Prozess um die peinliche "Ruby"-Affäre für ihn mit einem Freispruch endete. Jahrelang waren mutmaßliche Details über sein Sexleben veröffentlicht worden, sorgten Berichte über die "Bunga-Bunga-Partys" in seiner Villa weltweit für Hohn und Spott. "Endlich die Wahrheit. Heute ist ein schöner Tag für die Politik, für die Justiz, für den Rechtsstaat", erklärte Berlusconi jetzt. Auch sein Verteidiger Franco Coppi lobte die Entscheidung des höchsten Gerichts: "Es ist ein Urteil, das jede Diskussion beendet. Ein großartiger Sieg, wir sind sehr zufrieden." Berlusconi waren Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch vorgeworfen worden. Er selbst hatte sich stets als unschuldig bezeichnet.

Der 78-Jährige kündigte auch prompt ein politisches Comeback an. "Jetzt, wo auch dieses traurige Kapitel beendet ist, bin ich wieder im Spiel, um mit Forza Italia und dem Mitte-Rechts-Lager ein besseres, gerechteres und freieres Italien aufzubauen", erklärte er. Allerdings darf der Milliardär nach seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs bis 2019 keine öffentlichen Ämter übernehmen.

Bei aller Erleichterung über den Freispruch beklagte Berlusconi auch, es bleibe das Bedauern "über eine Affäre, die unzählige Schäden hinterlassen hat, nicht nur bei mir, meiner Familie und allen anderen darin verwickelten unschuldigen Personen, sondern bei allen Italienern (. . .) und unserem Image in der Welt". Er dankte den Richtern, die sich nicht vom Druck hätten beeinflussen lassen: "Das, was in anderen Ländern selbstverständlich ist, ist in Italien ein Beweis für Mut und Unabhängigkeit." Die Richter hatten das Urteil aus zweiter Instanz bestätigt und sich gegen Berlusconis Verurteilung zu sieben Jahren Haft und einem lebenslangen Verbot öffentlicher Ämter aus erster Instanz gestellt. Die Anklage hatte Berlusconi vorgeworfen, bei den Festen in seiner Villa Sex mit minderjährigen Prostituierten gehabt zu haben, unter anderem mit der damals 17-jährigen Karima El Mahroug, genannt Ruby. Die Richter sahen jedoch keine Beweise dafür, dass Berlusconi von Rubys Alter wusste. Außerdem war ihm vorgeworfen worden, seinen Einfluss ausgenutzt zu haben, um Rubys Freilassung nach einer Festnahme wegen Diebstahls zu erreichen. Doch die Richter sahen auch in diesem Punkt keine Beweise.

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