Köln/Bonn Überfall-Drama auf Geldtransporter

Köln · Maskierte Täter schlagen am Flughafen Köln/Bonn zu und verletzen einen Wachmann lebensgefährlich. Der Fall weckt Erinnerungen.

 Tatort 1: Ermittler sichern nach dem Überfall am Flughafen Köln/Bonn die Spuren an dem Geldtransporter.

Tatort 1: Ermittler sichern nach dem Überfall am Flughafen Köln/Bonn die Spuren an dem Geldtransporter.

Foto: dpa/Oliver Berg

Es muss eine Szene gewesen sein wie aus einem Kölner „Tatort“: Maskierte Bewaffnete stürmen am Mittwochmorgen am Flughafen Köln/Bonn auf einen Geldtransporter zu. Jemand ruft: „Auf den Boden, auf den Boden!“ Dann fallen Schüsse. Einer der Wachmänner wird in den Oberschenkel getroffen und lebensgefährlich verletzt. So schildert ein Polizeisprecher die Tat.

Wenig später bietet sich der Feuerwehr ein weiteres dramatisches Bild: Auf einer Straße neben der Autobahn 59 im Stadtteil Porz steht ein brennendes Auto. Die Flammen schlagen hoch aus dem Wrack. Die Täter – zunächst geht die Polizei von drei Männern aus, am Nachmittag ist von zweien die Rede – haben den Ermittlern zufolge ihr Fluchtfahrzeug angezündet. Sind sie mit einem anderen Wagen weitergefahren oder gar zu Fuß geflüchtet? Eines scheint klar: Das Verbrechen war genau geplant.

Zurück am Flughafen. Etwa zwei Stunden nach dem Überfall untersuchen Polizisten den dunkelblauen Geldtransporter mit Essener Kennzeichen und offenen Hintertüren. Der Tatort ist mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Er befindet sich im unteren Teil des Terminals, wo Fernbusse und Taxen halten.

Nach Angaben von Polizeisprecher Wolfgang Baldes kamen die Täter mit einem dunklen Audi. Die Polizei sei schnell vor Ort gewesen, ein Beamter habe Erste Hilfe geleistet und das Bein des verletzten Wachmanns abgebunden. Trotzdem sei die Schusswunde lebensgefährlich gewesen – der Mann musste notoperiert werden. Am Nachmittag dann die Nachricht: Er ist außer Lebensgefahr.

„Wir haben auf einmal einen lauten Knall gehört“, erzählt der Mitarbeiter eines Busunternehmens, das im Terminal einen Stand hat. „Der Knall war ungefähr so, als ob hier in der Halle ein Rollkoffer umfällt – nur viel lauter.“ Dann habe er ein dunkles Auto bemerkt, das mit offenem Kofferraumdeckel zügig weggefahren sei, schildert der Mann, der seinen Namen nicht nennen will. Anschließend seien Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen gekommen. „Was tatsächlich passiert ist, habe ich dann im Internet gelesen.“

Dort findet sich auf der Seite der „Rheinischen Post“ auch ein Video von der Flucht der maskierten Täter: Man sieht, wie sie einen Koffer in ihr Auto packen und wegfahren. Ob sie etwas erbeuteten und wenn ja, wie viel – darüber erteilt die Polizei keine Auskunft.

Die Angestellte eines nahegelegenen Schreibwarenladens hat von dem Geschehen gar nichts bemerkt. „Ich frage mich jetzt die ganze Zeit, wie das sein kann, dass ich nichts mitbekommen habe“, meint sie kopfschüttelnd. Viele sind schockiert an diesem Nachmittag.

Der Fall weckt Erinnerungen an einen anderen Überfall vor fast genau einem Jahr. Dabei hatten Unbekannte im Alter zwischen 30 und 40 Jahren einen Geldtransporter auf dem Parkplatz eines Ikea-Kaufhauses in Köln-Godorf ausgeraubt. Sie schlugen zu, nachdem der 60 Jahre alte Geldbote aus dem Transporter gestiegen war.

Mit der Beute verschwanden die Kriminellen vor einem Jahr unerkannt. Wenig später wurde ihr Wagen brennend in der Nähe entdeckt. Nach Zeugenaussagen flüchteten die Täter zu Fuß. Zur Höhe des erbeuteten Geldbetrages machte die Polizei damals keine Angaben. Die Ermittler prüften danach Parallelen zu Raubüberfällen, die drei untergetauchten Ex-RAF-Terroristen zur Last gelegt wurden. Es ergaben sich dann aber keine Hinweise auf eine Verbindung.

     Tatort 2: Brandermittler untersuchen das ausgebrannte Fluchtfahrzeug der Täter. Sie hatten es offenbar in Brand gesetzt.

Tatort 2: Brandermittler untersuchen das ausgebrannte Fluchtfahrzeug der Täter. Sie hatten es offenbar in Brand gesetzt.

Foto: dpa/Marius Becker

Der Fall lief im November auch bei „Aktenzeichen XY“ – aber offenbar ohne Ergebnis. Ein Polizeisprecher sagt: „Das war ein ähnlicher Modus Operandi, aber ob die beiden Taten in Zusammenhang stehen, das müssen die Ermittlungen ergeben.“

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