Wieder Ärger ums SpielzeugWie die Behörden für sicheres Spielzeug im Saarland sorgen

Berlin. Alle Jahre wieder prüft die Stiftung Warentest vor Weihnachten Spielzeug. Auch die im November veröffentlichten Ergebnisse haben gezeigt, dass es viele sichere und schadstoffarme Spielsachen für Kinder gibt. Aber eben nicht nur: Von 40 getesteten Puppen, Glitzer-Ponys oder Modellzügen erhielten in punkto Sicherheit sieben die Note mangelhaft, acht nur ein Ausreichend

 Jedes Jahr vor Weihnachten werden Spielsachen auf Schadstoffe getestet. Hier der Kunststoff einer Puppe. Foto: Vennenberndt/dpa

Jedes Jahr vor Weihnachten werden Spielsachen auf Schadstoffe getestet. Hier der Kunststoff einer Puppe. Foto: Vennenberndt/dpa

Berlin. Alle Jahre wieder prüft die Stiftung Warentest vor Weihnachten Spielzeug. Auch die im November veröffentlichten Ergebnisse haben gezeigt, dass es viele sichere und schadstoffarme Spielsachen für Kinder gibt. Aber eben nicht nur: Von 40 getesteten Puppen, Glitzer-Ponys oder Modellzügen erhielten in punkto Sicherheit sieben die Note mangelhaft, acht nur ein Ausreichend. Herstellungsort war fast immer China.Die Opposition im Bundestag beklagt jetzt, dass zahlreiche dieser als schlecht befundenen Spielzeuge immer noch kurz vor Weihnachten im Handel erhältlich sind, teilweise würden sie billiger bei Restpostenmärkten verkauft. Die Regierung wiegelt jedoch ab.

Laut Bundesverbraucherministerium wird auf dem deutschen Markt pro Jahr eine Million Spielsachen angeboten, davon 60 000 Neuheiten. Zirka 80 Prozent stammten aus Fernost, heißt es in einem unserer Zeitung vorliegenden Bericht an den Verbraucherausschuss des Bundestages. Im Ministerium von Ilse Aigner (CSU) ist man sich sicher: Nur ein "kleiner, aber nicht hinnehmbarer Teil" dieser Produkte erfüllt nicht die gesetzlichen Sicherheitsanforderungen. Laut einer Studie von Greenpeace enthielt ein Drittel aller in China hergestellten Spielzeuge Schwermetalle wie Cadmium, Quecksilber, Arsen oder Blei. Die Stiftung Warentest fand außerdem auch zu hohe Dosierungen von Weichmachern, die mitunter die Fortpflanzungsfähigkeit beinträchtigen können. Oder aber von Nickel, das Allergien bei Kindern auslösen kann. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bärbel Höhn, beklagt nun, dass schlecht getestetes Spielzeug "vielfach immer noch im Handel erhältlich ist und oftmals als Sonderposten verramscht wird". Das dafür zuständige Bundeswirtschaftsministerium erklärt in einem internen Vermerk: Es lägen keine Erkenntnisse über Rückrufaktionen durch Behörden oder Hersteller der von der Stiftung Warentest geprüften Spielzeuge vor. Hintergrund sei, dass die "zugrunde gelegten Prüfanforderungen zum Teil über die gesetzlichen Vorschriften" hinausgingen. Nach Ansicht von Höhn sind die EU-Grenzwerte für Weichmacher, Blei und Quecksilber in Spielzeugen jedoch viel zu hoch, "weil die Industrie sich hier leider erfolgreich durchgesetzt hat". Die Bundesregierung müsse daher mit einem nationalen Alleingang antworten und strengere Grenzwerte erlassen. "Bestimmte Weichmacher haben Länder wie Dänemark oder Frankreich längst verboten", so die Grüne. Die linke Verbraucherpolitikerin Karin Binder fragt zudem kritisch, was die von der Bundesregierung und China eingerichtete Arbeitsgruppe zur Produktsicherheit mache. "Es ist nicht transparent, was da passiert." Im Papier des Verbraucherministeriums heißt es dazu, derzeit werde ein "Arbeitsplan" abgestimmt, die chinesische Seite habe schon "erkennbar höhere Anstrengungen" unternommen. Zudem will die Bundesregierung erreichen, dass die EU ihre Spielzeugrichtlinie noch einmal verschärft. Bleibt die Frage, was der Verbraucher bis dahin tun kann. Experten raten, am Spielzeug zu riechen. Riecht es unangenehm, sollte man es liegen lassen. Außerdem soll man auf Prüfsiegel, Warnhinweise und Altersempfehlungen achten.Saarbrücken. Spielzeug, das im Saarland zum Verkauf angeboten wird, unterliegt der Überwachung durch die Gewerbeaufsicht des Landesamtes für Umwelt- und Arbeitsschutz und der Lebensmittelüberwachung des Landesamtes für Gesundheit und Verbraucherschutz. Durch stichprobenartige Kontrollen in Kaufhäusern gerade in der Weihnachtszeit prüfen die zuständigen Kontrolleure nach Darstellung des Verbraucherschutzministeriums unter anderem, ob die Produkte den europäischen Sicherheitsrichtlinien (CE-Kennzeichnung) entsprechen und ob die vorgeschriebenen Herstellerangaben und Warnhinweise in Ordnung sind. Zudem achten die Kontrolleure auf offensichtliche Sicherheitsmängel wie zum Beispiel spitze Ecken oder scharfe Kanten und reichen Proben zur chemischen Prüfung ein.

Im laufenden Jahr wurden laut Ministerium mehr als 70 Spielzeug-Artikel im Handel entnommen. Sie werden derzeit chemischen Tests unterzogen. Nach 20 abgeschlossenen Proben seien bislang keine bedenklichen Materialien wie Schwermetalle, allergieauslösende oder krebserregende Stoffe entdeckt worden, hieß es. Das Ministerium rät dringend davon ab, Spielzeug ohne CE-Kennzeichnung zu kaufen. Auch sollten Warnhinweise und Gebrauchsinformationen unbedingt beachtet werden. Spielzeuge, die durch unangenehme Gerüche auffallen, sollte man im Laden liegen lassen. red

Fragen zur Sicherheit von Spielzeug beantworten das Verbraucherschutzministerium, Telefon (0681) 501 31 26, oder die Gewerbeaufsicht, Telefon (0681) 8500 13 23.

"Es ist nicht transparent, was da passiert."

Linke-Politikerin Karin Binder

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort