Sachlich und frei von Eitelkeiten

Berlin. Ganz so gelassen, wie die CDU-Strategen gestern taten, war man in Wahrheit nicht: Am Sonntag liefen bei der Union die Telefone heiß. Mehrfach sprach die CDU-Vorsitzende Angela Merkel mit ihrem Generalsekretär Ronald Pofalla; der wiederum schloss sich mit den wichtigsten Präsidiumsmitgliedern kurz

 Angela Merkel. Foto: dpa

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Berlin. Ganz so gelassen, wie die CDU-Strategen gestern taten, war man in Wahrheit nicht: Am Sonntag liefen bei der Union die Telefone heiß. Mehrfach sprach die CDU-Vorsitzende Angela Merkel mit ihrem Generalsekretär Ronald Pofalla; der wiederum schloss sich mit den wichtigsten Präsidiumsmitgliedern kurz. Gestern Morgen schließlich folgte eine außerplanmäßige Schaltkonferenz des CDU-Präsidiums, in der man die Situation der SPD ausgiebig analysierte. Dass Steinmeier Kanzlerkandidat werden würde, damit hatte man gerechnet, nicht aber, dass Kurt Beck den Vorsitz hinschmeißen würde. "Ein Wahlkampf gegen einen ramponierten Beck wäre einfacher geworden", räumte ein Führungsmitglied ein. Fürchten muss Merkel den Kandidaten nicht, auch nicht den neuen und alten SPD-Chef Franz Müntefering: "Wir kennen uns mittlerweile ja recht gut", meinte sie etwas süffisant. Die Kanzlerin weiß, wie Müntefering und Steinmeier ticken. Und nach drei Jahren im Amt ist sie selber deutlich souveräner geworden. Fest im Griff hat sie überdies ihre CDU. Es gibt derzeit niemanden, der ihr gefährlich werden könnte.

Auch Merkel und Steinmeier führten am Wochenende ein Telefonat, bei dem der Außenminister die Kanzlerin über seine Nominierung informierte. Beide versprachen sich einen fairen und "kurzen, spannenden Wahlkampf". So lange wie möglich wolle man sachliche Regierungsarbeit leisten, versicherten sich die Amtsinhaberin und ihr Herausforderer. Die Chancen dafür stehen gut: In der SPD dürfte nach den zurückliegenden Chaos-Wochen das Bedürfnis nach ruhigeren Zeiten groß sein. Und das Verhältnis von Merkel und Steinmeier gilt als frei von Eitelkeiten, beide treffen sich vor jeder Kabinettssitzung zum Meinungsaustausch. Die Umstände der Kür des SPD-Kanzlerkandidaten seien allerdings "der Würde einer Volkspartei eigentlich nicht entsprechend" gewesen, kritisierte Merkel öffentlich. Steinmeier müsse sein "lautes Schweigen" nun aufgeben, formulierte CDU-General Pofalla die Erwartungen der Union an den Kandidaten. Sein "Lackmustest" sei, die Zusammenarbeit der SPD mit der Linkspartei in Hessen und in der Bundesversammlung zu stoppen.

Vor allem will die Union aber eines: abwarten und zuschauen, wie es in der SPD weitergeht. Weiter anheizen will man die Krise beim Koalitionspartner jedoch nicht, aus Sorge, dass sie auf die Union durchschlagen könnte.

 Angela Merkel. Foto: dpa

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