„Ein historisch schlimmer Fehler“

London · Die britische Harry-Potter-Schriftstellerin Joanne K. Rowling schaltet sich in die Diskussion um die Unabhängigkeit Schottlands ein. Umgerechnet 1,24 Millionen Euro hat die Autorin an die Gegner der Autonomie gespendet.

Der Ton wird rauer, die Stimmung angespannter und die Gesichter der Debatte bekannter: Gut drei Monate bevor Schottland über die Unabhängigkeit abstimmt, hat sich nun auch die Autorin der Harry-Potter-Romane, Joanne K. Rowling, in die Diskussion eingemischt. Mit umgerechnet mehr als 1,2 Millionen Euro hilft sie den Gegnern der Eigenständigkeit und ist damit die bislang größte finanzielle Unterstützerin für die Kampagne "Better together" (Besser gemeinsam), an deren Spitze der ehemalige Finanzminister Alistair Darling steht - ein Freund und früherer Nachbar Rowlings. Die Spende begründete die berühmte Schriftstellerin damit, die Separatisten würden die Risiken einer Autonomie verharmlosen. "Mein Zögern, die Unabhängigkeit zu unterstützen, hat nichts damit zu tun, dass ich nicht an die bemerkenswerten Schotten oder Schottlands Leistungen glaube", schrieb sie. "Die einfache Wahrheit ist, dass Schottland dem gleichen Druck des 21. Jahrhunderts unterworfen ist wie der Rest der Welt."

Rowling, eine der reichsten Frauen Großbritanniens, stammt aus England, lebt aber seit 21 Jahren in der schottischen Hauptstadt Edinburgh und darf deshalb am 18. September die Frage beantworten: Soll Schottland ein unabhängiges Land sein? Anders als der Hollywood-Schauspieler Sean Connery , der die Abspaltung vom Königreich befürwortet und den Volksentscheid als "historische Chance" bezeichnet, warnte die 48-Jährige vor einem "historisch schlimmen Fehler". Sie sei besorgt über die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die medizinische Forschung.

Die Ja-Kampagne, die für Autonomie wirbt, wird von der in Schottland mit absoluter Mehrheit regierenden Scottish National Party (SNP) unter dem Ersten Minister Alex Salmond angeführt. Er ist der Ansicht, dass die Separatisten an Zuspruch gewinnen. Jüngste Umfrage-Ergebnisse widersprechen ihm: Rund 58 Prozent der Schotten wollen im Vereinigten Königreich bleiben, 42 Prozent favorisieren einen Austritt aus der Union, die seit 1707 besteht. In anderen Erhebungen sind 28 Prozent der Wahlberechtigten noch unentschieden. In der Diskussion geht es vor allem um die Einnahmen aus dem Nordsee-Öl, die Zukunft der in Schottland stationierten britischen U-Boote, die zukünftige Währung und die EU.

Die SNP-Abgeordnete Linda Fabiani zeigte sich von der Einmischung der Erfolgsautorin Joanne K. Rowlings jedenfalls nur wenig beeindruckt. "Die Leute reden darüber, ob Prominente Wähler beeinflussen können oder ob nicht", sagte sie. "Ich bin davon nicht überzeugt." Auch über die Millionen-Spende muss sie sich nicht ärgern. Laut eigenen Angaben verfügt die Separatistenbewegung über deutlich mehr Geld. Allein von einem Ehepaar, das zuvor im Lotto gewonnen hatte, erhielt die Ja-Kampagne umgerechnet mehr als 4,3 Millionen Euro .

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort