Das Haus der Zukunft sorgt selbst für ausreichend Energie

Brüssel. Das Haus der Zukunft verbraucht nicht mehr Energie, als es selbst produziert. Solar-Anlagen, Erdwärmepumpen und intelligente Fenster sollen die Regel werden - ab 2019

Brüssel. Das Haus der Zukunft verbraucht nicht mehr Energie, als es selbst produziert. Solar-Anlagen, Erdwärmepumpen und intelligente Fenster sollen die Regel werden - ab 2019. Der gewichtige Industrieausschuss des Europäischen Parlamentes hat in dieser Woche die Weichen gestellt: Mit Förderprogrammen und Hilfen der Europäischen Zentralbank können Haus- und Wohnungsbesitzer in den nächsten Jahren rechnen, wenn sie ihre eigenen vier Wände renovieren oder neu bauen. Bislang galten entsprechende Regelungen nur für Gebäude mit einer Nutzfläche von mehr als 1000 Quadratmetern. Ab 2019 ist alles betroffen, was vier Wände und ein Dach hat. Konkret: Wer an seinem Haus mindestens ein Viertel der Gebäudehülle renoviert oder mindestens ein Fünftel des Immobilienwertes investiert, muss sich an die neuen Mindeststandards halten. Der EU-weite Energieverbrauch soll dadurch um bis zu sechs Prozent gesenkt, die CO2-Emissionen um rund fünf Prozent abgebaut werden. "Wir wollen ehrgeizige Ziele", hieß es dazu aus der Kommission, zum Unwillen einiger Kritiker. "Das ist die blanke Überregulierung", sagte der CDU-Europaabgeordnete Herbert Reul. "Die intelligente Nutzung des Sonnenlichts ist nicht überall möglich". Es sei zu befürchten, dass die hohen Kosten viele Haus-Eigentümer abschrecken. Die Kommissionsexperten halten dagegen und sprechen sogar von einigen hundert Euro, die jedes Jahr eingespart werden könnten, weil weniger Energie effizienter genutzt werde. Sehr viel schneller soll dagegen die Umrüstung bei den elektrischen Haushaltsgeräten gehen: Fernseher, Toaster und Spülmaschinen erhalten demnächst neue Aufkleber. Bislang wurden die Produkte entsprechend ihres ökologischen Beitrags mit den Buchstaben A bis G gekennzeichnet. Diese Skala reicht jedoch nicht mehr aus. Bei Kühlschränken sind inzwischen nur noch zehn Prozent schlechter als A. Nun denkt die Kommission an erweiterte Labels: "A minus 20 Prozent" wird es künftig heißen - dieses Gerät nutzt Energie somit um ein Fünftel besser als in der Kategorie A bislang üblich. Zunächst werden lediglich die beiden Klassen "A minus 20 Prozent" und "A minus 40 Prozent" eingeführt und dann auf alle möglichen Produktgruppen bis hin zu Fenstern, Trocknern, Backöfen und Lampen ausgedehnt werden. Verbraucherschützer hatten gefordert, die geltende Skala alle paar Jahre zu überarbeiten und dann auch Geräte herunterzustufen, wenn die Ansprüche in den einzelnen Effizienzklassen gestiegen sein sollten. Der Handel hatte bereits reagiert und innerhalb der bisherigen Kategorien neue Untergruppen wie "A+" bis "A+++" eingeführt. Diese sollen mit der neuen EU-Zertifizierung wegfallen. Die neuen Öko-Labels sollen ab 2010 starten. "Die intelligente Nutzung des Sonnenlichts ist nicht überall möglich."Herbert Reul, CDU-EuropaabgeordneterMeinung

Klimaschutz ist kein Luxus

Von SZ-KorrespondentDetlef Drewes Europas Klimaschutz nimmt Formen an. Und egal, wie am Ende die Details für die Renovierung oder den Neubau von Häusern aussehen werden, ist klar: Es wird teuer. Das war absehbar. Man kann nicht betroffen der Bundeskanzlerin zusehen, wie sie im Polareis aussterbende Eisbärchen streichelt und anschließend ungerührt so weitermachen wie bisher. Jede Glühbirne, jeder Kühlschrank, jedes undichte Fenster ist ein Rückschlag in dem Bemühen, unsere Erde zu erhalten. Dieser Appell hat wenig mit pastoraler Öko-Predigt zu tun, aber sehr viel mit der Einsicht, dass Klimaschutz kein Luxus ist, über dessen Nutzung man frei entscheiden kann. Effizienter Energieverbrauch ist der Schlüssel - zu mehr Unabhängigkeit von unsicheren Kantonisten, die uns mit Gas beliefern, zu mehr Jobs, weil Modernisierung von Autos, Häusern und Elektrogeräten ein Konjunkturprogramm darstellt, auf das man bauen kann. Wenn die EU es tatsächlich schafft, hohe Ziele für den Neubau und die Renovierung von Häusern so rechtzeitig vorzugeben, dass sich Bauherrn und Besitzer darauf einrichten können, darf man das mit Fug und Recht als gut bezeichnen. Am RandeDer Klimawandel beschäftigt Jugendliche in Deutschland mehr als die Wirtschaftskrise. Mit dem Begriff CO2 für Kohlendioxid kann aber fast die Hälfte der befragten elf- bis 17-Jährigen dennoch nichts anfangen. Das sind zwei Ergebnisse einer Umfrage der Jugendzeitschrift "Bravo". 89 Prozent der Jugendlichen nannten demnach Klimawandel und Umweltschutz als das Thema, das ganz oben auf die Tagesordnung der Politik sollte - fast gleichauf mit Schule und Bildung (90 Prozent). Erst dann folgten die Wirtschaftskrise (85 Prozent), der Kampf gegen den Terrorismus (80 Prozent) und die Überwindung sozialer Ungerechtigkeit (79 Prozent). dpa

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